Anzeichen für Rezession in Japan

Industrieproduktion fällt, Lagerbestände steigen

Anzeichen für Rezession in Japan

mf Tokio – Japans Wirtschaft droht die zweite technische Rezession – also zwei Minusquartale in Folge – binnen zwei Jahren. Darauf deuten sinkende Industrieproduktion, steigende Lagerbestände und fallende Preise hin. In Japan mehren sich daher die Rufe nach staatlichen Konjunkturhilfen und neuen Schritten der Geldpolitik.Premierminister Shinzo Abe versprach in New York, zusammen mit der Bank of Japan alles zu tun, um die Wirtschaft mit dem neuen Förderprogramm Abenomics 2.0 auf einen robusten Wachstumsweg zu bringen. Die Ankündigung löste an der Tokioter Börse eine kräftige Erholung aus. Der Nikkei 225 zog um 2,7 % an. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hatte Mitte September Japans Bonität um eine Stufe auf “A+” gesenkt, weil das Wachstum nicht ausreiche, um die Verschuldung unter Kontrolle zu bringen.Nach einem Rückgang um 0,8 % im Juli sank Japans Industrieproduktion im August um weitere 0,5 % zum Vormonat. Im September soll sie nur um 0,1 % zugenommen haben. Zudem wuchsen die Lagerbestände im August um 0,4 % gegenüber Juli zum fünften Mal in neun Monaten. Somit könnte der Fabrikausstoß nach einem Minus von 1,4 % im zweiten Quartal im soeben abgelaufenen Vierteljahr um 1,1 % erneut gefallen sein. Daher befürchten Ökonomen in Japan – von der Deutschen Bank über Nomura bis BNP Paribas – inzwischen ein zweites negatives Quartal hintereinander. Das Bruttoinlandsprodukt war im zweiten Quartal um 0,3 % geschrumpft. Die Industrieproduktion macht zwar nur 20 % der Wirtschaftsleistung aus, aber korreliert eng mit anderen ökonomischen Aktivitäten. Der Umsatz im Einzelhandel wuchs im August mit 0,8 % zum Vorjahr geringer als erwartet. Der Index der Frühindikatoren für Juli, der die Konjunktur auf Sicht von sechs Monaten vorhersagt, fiel um revidierte 1,7 Punkte auf 105.Der einflussreiche Abe-Berater Etsuro Honda beschrieb die Konjunkturlage als “statisch”. Ein Nachtragshaushalt sei eine “dringende Aufgabe”. Er sehe “mehr und mehr” Beweise, dass die Bank of Japan ihre Geldpolitik weiter lockern müsse, sagte Honda der “Financial Times”. Damit dürfte der Regierungsberater die fallenden Preise, die schwachen Exporte, den enttäuschenden Konsum und die Vorsicht der Firmen bei Investitionen meinen. Vor allem die Verlangsamung des Wachstums in China trifft die japanische Wirtschaft. So musste der Stahl- und Maschinenhersteller Kobe Steel seine Gewinnprognose für 2015 soeben um mehr als die Hälfte kürzen. Dagegen hat Notenbank-Gouverneur Haruhiko Kuroda die Konjunktur bisher eher optimistisch eingeschätzt und steigende Löhne und Kapitalausgaben vorhergesagt.