Arbeitsmarkt in robustem Zustand

Beschäftigung steigt in Deutschland - Stagnation im Euroraum - Flüchtlinge Fachkräfte von übermorgen

Arbeitsmarkt in robustem Zustand

Der deutsche Arbeitsmarkt wird seiner Rolle als Spitzenreiter in Europa auch im September gerecht, allerdings sorgt die aktuelle Flüchtlingswelle für enorme Herausforderungen in nächster Zeit.ba Frankfurt – Im September hat sich die Situation am Arbeitsmarkt sowohl in Deutschland als auch im Euroraum weiter stabilisiert. Hierzulande waren laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) 2,708 Millionen Menschen arbeitslos, das sind 88 000 weniger als im Vormonat. Den Rückgang führte BA-Chef Frank-Jürgen Weise auf die Herbstbelebung nach der Sommerpause zurück. Saisonbereinigt habe es zwar einen geringfügigen Anstieg um 2 000 Personen gegeben, insgesamt habe die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt aber angehalten, so der Behördenchef.Ökonomen werten die Lage am Arbeitsmarkt als positiv. Da nicht nur die Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter und die Anzahl Erwerbstätiger, sondern auch die Zahl der offenen Stellen erneut gestiegen ist, erwartet Stefan Kipar von der BayernLB, dass der Stellenaufbau auch in den kommenden Monaten stark bleiben wird. Allerdings könnten Sondereffekte wie etwa Dieselgate die Zahlen zum Jahresende noch etwas eintrüben. Als zentrales Thema der kommenden Monate und Jahre – vor allem für die Arbeitsmarktpolitik – bezeichnet Mario Gruppe von der Nord/LB die Integration der Flüchtlinge in den hiesigen Arbeitsmarkt. Die Ernennung von BA-Chef Weise zum Leiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zeige, dass eine noch engere Verzahnung zwischen Flüchtlings- und Arbeitsmarktpolitik durchaus gewünscht sei. Auch ING-Ökonom Carsten Brzeski betont, dass eine erfolgreiche Integration der zugewanderten Flüchtlinge eine beispiellose und dauerhafte Flexibilität der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft erfordere. Herausforderung IntegrationDie BA schätzt, dass in diesem Jahr die Arbeitslosenzahl um 100 000 sinken wird – ohne die zunehmende Arbeitslosigkeit von Flüchtlingen wären es 140 000. 2016 werde die gesamte Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt um 70 000 steigen. Die Bundesregierung erwartet, dass etwa 800 000 Flüchtlinge in diesem Jahr nach Deutschland kommen. Dass die Flüchtlinge rasch den Fachkräftemangel hierzulande ausgleichen können, sollte allerdings nicht erwartet werden, wie BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker laut Reuters betonte. Die Flüchtlinge kämen erst mit langem zeitlichen Verzug im Arbeitsmarkt an. “Diese Menschen, die zu uns kommen, sind nicht die Fachkräfte von morgen”, sagte Becker, sondern von übermorgen. Etwa 80 % der Flüchtlinge kämen ohne formale Qualifikation nach deutschen Standards, aber “mit Talenten und Kompetenzen”. Investitionen in Ausbildung und Weiterbildung zahlten sich aus. Das Bundesbildungsministerium will bis 2017 zusätzlich rund 130 Mill. Euro für Ausbildung und Integration junger Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt investieren.Im Euroraum verzeichnet Deutschland im September mit saisonbereinigt 4,5 % weiter die niedrigste Arbeitslosenquote, wohingegen Griechenland (25,2 % im Juni) und Spanien (22,2 %) weiter das Schlusslicht bilden. Im gesamten Währungsraum verharrte die Arbeitslosenquote bei 11,0 %. Ökonomen hatten einen Rückgang auf 10,9 % erwartet, allerdings wurde der Vormonatswert um 0,1 Punkte auf 11,0 % hochrevidiert.