Aufträge übersteigen erstmals Vorkrisenniveau

Aus dem Inland wie aus Übersee gehen nochmals mehr Bestellungen in der deutschen Industrie ein

Aufträge übersteigen erstmals Vorkrisenniveau

ba Frankfurt – Die deutsche Industrie hat per Oktober gemessen an den Auftragseingängen den coronabedingten Dämpfer vollständig wettgemacht. Die Bestellungen sind insbesondere wegen der höheren Nachfrage aus dem Inland und aus Übersee den sechsten Monat in Folge gestiegen und liegen nun erstmals über dem Vorkrisenniveau. Dass die realen Umsätze mit + 4,0 % zum Vormonat ebenfalls zugelegt haben, schürt Hoffnungen, dass die Produktion im Oktober etwas stärker als zuletzt zugelegt haben dürfte und die Industrie im Schlussquartal somit die negativen Folgen des verlängerten Lockdowns auf die Dienstleister etwas ausgleichen kann.Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) sammelte das verarbeitende Gewerbe im Oktober 2,9 % mehr Neuaufträge ein als im Vormonat. Ökonomen hatten lediglich ein Plus von 1,5 % erwartet. Zudem wurde der Zuwachs im September auf + 1,1 % von + 0,5 % nach oben revidiert. Ohne die volatil ausfallenden Großaufträge kletterten die Bestellungen um 1,7 %. Dank der Aufholjagd war der Ordereingang im Oktober saison- und kalenderbereinigt 0,8 % höher als noch im Februar, dem letzten Monat vor dem ersten Lockdown. Laut Destatis kletterten die Bestellungen in der größten Branche des verarbeitenden Gewerbes, der Automobilindustrie, um 1,0 % zum Vormonat und liegen damit um 6,0 % über dem Vorkrisenniveau.”In den zurückliegenden Monaten hat sich die Nachfrage nach Industriegütern sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland weiter belebt”, stellte das Bundeswirtschaftsministerium zu den am Freitag vorgelegten Daten fest. Aus Deutschland kamen 2,4 % mehr Neuaufträge als im Vormonat, aus dem Ausland waren es 3,2 % mehr. Dabei stiegen die Orderzahlen aus der Eurozone um 0,5 %, aus dem restlichen Ausland gingen 4,8 % mehr Bestellungen ein.”Während Europas Wirtschaft noch unter der Viruslast leidet, schreitet Asien schon wieder kräftig voran”, erklärte Martin Moryson, DWS-Chefvolkswirt Europa. Davon habe vor allem der Maschinenbau “mit einem satten Plus von über 10 % profitiert”. Dieser, aber auch die Industrie insgesamt starte daher mit gut gefüllten Auftragsbüchern in die letzten Monate der Pandemie. Ebenso wie das Gros der Ökonomen erwartet er, dass die Erholung spätestens dann einsetzt, “wenn weite Teile der Welt geimpft sind”. Dass dann eine schnelle Erholung möglich sei, hätten die Zahlen zum dritten Quartal eindrucksvoll bewiesen.Von Juli bis September war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 8,5 % geklettert nach dem Absturz um 9,8 % im zweiten Vierteljahr und dem Rückgang um 1,9 % im Startabschnitt. Ökonomen befürchten allerdings, dass das BIP wegen des erneuten Teil-Lockdowns nicht nur im vierten Quartal erneut schrumpfen wird – wenn auch weniger stark als im zweiten Quartal -, sondern es darüber hinaus im Startabschnitt 2021 zu einem Rückgang kommt. Ein Monat Lockdown drückt das quartalsweise BIP fast um 1 %, wie Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer mahnt. Jüngst wurden die seit Anfang November geltenden Einschränkungen bis zum 10. Januar verlängert. Im Vergleich zu den anderen Euro-Ländern werde der deutsche BIP-Rückgang gleichwohl gering ausfallen, erwartet Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Derzeit zahle sich der vergleichsweise hohe Anteil des industriellen Sektors an der Bruttowertschöpfung aus.