Zum zweiten Mal in Folge lassen Australiens Notenbanker den Leitzins unangetastet. Er bleibt damit bei 4,1%. Ökonomen waren sich im Vorfeld uneins, ob die Reserve Bank of Australia (RBA) angesichts der weiterhin hohen, aber rückläufigen Inflation die Geldpolitik wieder straffen würde.

Die Inflation in Australien ist im zweiten Quartal von 7,0% auf 6,0% gefallen und somit etwas stärker als von Volkswirten prognostiziert. Damit befindet sich die Teuerung aber weiterhin deutlich oberhalb des Zielwerts der RBA, der bei 2 bis 3% liegt. Seit Mai 2022 hat die Zentralbank den Leitzins zwölfmal angehoben um insgesamt 400 Basispunkte.

Ob im Kampf gegen die zu hohe Inflation weitere Zinserhöhungen nötig sind, will die Notenbank datenbasiert von Sitzung zu Sitzung entscheiden – und schlägt damit ähnliche Töne an wie zuletzt EZB und Fed. „Möglicherweise ist eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich, um sicherzustellen, dass die Inflation in einem angemessenen Zeitrahmen zum Ziel zurückkehrt, aber das hängt von den Daten ab“, sagte Notenbankchef Philip Lowe in seiner Erklärung nach der Sitzung.

Lowe steht wegen der Geldpolitik der RBA deutlich in der Kritik, da die Notenbank ihr vor der Zinswende gegebenes Versprechen, nicht deutlich zu straffen, gebrochen hat. In Australien sind Hypothekenkredite oft variabel verzinst, sodass die deutliche Straffung Hausbesitzer wirtschaftlich stark trifft. Im Zuge der öffentlichen Kritik muss Lowe sein Amt räumen. Ab dem 17. September steht mit Michele Bullock erstmals eine Frau an der Spitze der RBA.

Als letzte Amtshandlung könnte Lowe Anfang September noch einmal den Leitzins anheben. „Weitere Erhöhungen in diesem Zyklus sind möglich – wahrscheinlich eine, vielleicht auch zwei“, sagte ING-Ökonom Robert Carnell. „Die Hürde für eine weitere Zinserhöhung ist hoch“, meint dagegen Su-Lin Ong, Chefökonom der Royal Bank of Canada.