Plus von 1,3%

Autobranche schiebt Industrieproduktion an

Die deutsche Industrie hat dank der Automobilbranche zwar wieder mehr produziert, die Erwartungen aber verfehlt. Die Scharte vom August ist damit außerdem noch nicht ausgewetzt und nun droht mit den Halbleiterengpässen neues Ungemach.

Autobranche schiebt Industrieproduktion an

Autobranche schiebt Industrieproduktion an

Plus von 1,3 Prozent – DIHK-Umfrage sieht Industrie besonders unter Druck

ba Frankfurt

Die deutsche Industrie hat zwar dank der Automobilbranche die Produktion im Oktober deutlich ausgeweitet. Der Rückgang vom August, der durch Sondereffekte belastet war, ist damit aber bei Weitem noch nicht wieder ausgeglichen. Ökonomen hatten zwar mit einer Gegenbewegung gerechnet, dem produzierenden Gewerbe aber mehr Schwung zugetraut. Die Produktion dürfte erst im kommenden Jahr nachhaltig zulegen, wenn sich die Effekte des Investitionspakets der Bundesregierung auswirken – nicht zuletzt wegen der Auftragslage, die immer noch seitwärts tendiert.

Erwartungen verfehlt

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) weiteten Industrie, Bau und Energieversorger ihren Ausstoß preis-, saison- und kalenderbereinigt um 1,3% zum Vormonat aus. Ökonomen hatten ein Plus von 3,0% erwartet, nachdem die Fertigung im August um revidiert 3,7 (zuvor: 4,3)% gedrosselt worden war. Zum Vorjahr weisen die Statistiker ein Minus von 1,0% aus. Im gesamten dritten Quartal war der Output um 0,8% geringer als im Vorquartal. „Damit hat die Industrie offensichtlich maßgeblich dazu beigetragen, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal stagniert hat“, schreibt Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Die bis zuletzt stagnierenden Auftragseingänge machten wenig Hoffnung, dass sich hieran im Schlussquartal etwas ändern wird.

Energieintensive Produktion stagniert

Ähnlich sieht es das Bundeswirtschaftsministerium: „Im Trend bleibt das Produzierende Gewerbe damit weiterhin schwach, insbesondere in energieintensiven Sektoren wie der Chemie-, Glas/Keramik- und Papierindustrie, die weitgehend stagnieren oder Produktionsrückgänge vermelden.“ In den energieintensiven Industriezweigen insgesamt stieg die Produktion um 0,1% im Monatsvergleich. Für das dritte Quartal ergibt sich damit ein Produktionsminus von 0,5% gegenüber dem zweiten Quartal.

Minus im Maschinenbau

Die Wiesbadener Statistiker führen die positive Entwicklung der Produktion im September „insbesondere auf den starken Anstieg in der größten Industriebranche in Deutschland, der Automobilindustrie“ zurück, wohingegen die zweitgrößte Branche, der Maschinenbau, einen Rückgang um 1,1% meldete. In der Automobilindustrie stieg die Produktion um 12,3% zum Vormonat, nachdem sie im August unter anderem durch Werksferien und Produktionsumstellungen um 16,7% eingebrochen war. „Mit der Chipkrise droht der Industrie der nächste Rückschlag“, mahnt IfW-Ökonom Nils Jannsen. Bei einem Anteil von mehr als 15% an der gesamten Industrieproduktion könnten selbst Produktionsstopps in Teilen der Automobilbranche sichtbare Folgen haben. Gerade kurzzeitige Produktionsausfälle dürften aber rasch nachgeholt werden, zumal die Auslastung in der Automobilindustrie eher niedrig ist, so dass die Auswirkungen wohl gering wären. „Länger anhaltende Produktionsausfälle könnten jedoch nicht nur in der Industrie, sondern auch gesamtwirtschaftlich sichtbare Bremsspuren hinterlassen“, so Jannsen.

Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank ist etwas zuversichtlicher: „So schwach muss es aber nicht weitergehen.“ Frühindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex und der Ifo-Index deuteten eine gewisse Stabilisierung an, die Fördermaßnahmen für die E-Autos dürften die Nachfrage nach diesen Fahrzeugen anregen und Aufträge für Rüstungsbranche könnten ebenfalls einen positiven Effekt haben.

In der Industrie im engeren Sinne kletterte die Fertigung um 1,9%, wobei alle drei Hauptgruppen Anstiege verzeichneten. Außerhalb der Industrie stieg die Energieerzeugung um 1,3%, während die Bauproduktion um 0,9% nachgab.

DIHK-Umfrage zeigt trübes Bild

In der Herbstumfrage des DIHK zeigt sich, dass die Industrie besonders unter Druck steht. Ein Drittel der Betriebe bewertet ihre Geschäftslage als schlecht, nur jedes fünfte als gut. „Unsere Industrie verliert weiter an Substanz. Viele Unternehmen reagieren mit Rationalisierung oder Produktionsverlagerung“, sagt DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov. Insgesamt würden die pessimistischen Stimmen in den Betrieben überwiegen, Investitionen blieben aus und die Beschäftigungsaussichten trübten sich weiter ein.