Durchbruch

Bahn und GDL einigen sich im Tarifstreit

Pendler und die deutsche Wirtschaft können aufatmen. Die GDL und die Deutsche Bahn haben eine Einigung im Tarifstreit erzielt. Weitere Streiks im Personen- und Güterverkehr sind damit abgewendet.

Bahn und GDL einigen sich im Tarifstreit

Nach mehr als vier Monaten erbittert geführtem Tarifstreit mit sechs Arbeitsniederlegungen haben sich die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) und die Deutsche Bahn am Montagabend auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Dies verkündete die GDL auf ihrer Webseite. Weitere Streiks wird es damit zur Erleichterung der Bahnreisenden nicht mehr geben.

Nicht nur für Pendler ist die Einigung eine gute Nachricht, sondern auch für die schwächelnde deutsche Wirtschaft. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln verursacht ein Streiktag bei der Bahn einen wirtschaftlichen Schaden von bis zu 100 Mill. Euro. Da auch der Güterverkehr bestreikt wurde, führten die Arbeitsniederlegungen zu Störungen in Lieferketten von Unternehmen.

Wie der Kompromiss genau aussieht, blieb am Montag weiter offen. Die Details dazu wollen GDL und Bahn am Dienstag verkünden. Knackpunkt der Tarifrunde war von Beginn an die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibenden Löhnen und Gehältern. Die Bahn war bei einer vorigen Gesprächsrunde bereit, sich auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich in zwei Schritten bis 2028 einzulassen. Die Gewerkschaft unter ihrem Vorsitzenden Claus Weselsky lehnte das allerdings ab.

Mehrere Streitpunkte

Strittig war darüber hinaus auch die Laufzeit eines künftigen Tarifvertrags. Daneben forderte die GDL ursprünglich 555 Euro mehr pro Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro.

Außerdem wollte die Gewerkschaft auch für die Beschäftigten der Infrastruktur verhandeln, für die es bisher keine GDL-Tarifverträge gibt. Der Kompromissvorschlag der Vermittler vom Februar sah eine schrittweise Anhebung der Löhne und Gehälter um 410 Euro vor. 200 Euro mehr sollte es zum 1. August dieses Jahres geben, 210 weitere Euro zum 1. April 2025. Die Laufzeit des Vertrags hätte 30 Monate betragen.

Weitere Streiks vom Tisch

Begonnen hatte der Tarifkonflikt Anfang November. Bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde erklärte Weselsky die Gespräche als gescheitert und leitete im Dezember eine Urabstimmung über unbefristete Streiks ein. Insgesamt sechs Mal kam es in der Tarifauseinandersetzung zu Arbeitskämpfen. Zwei kürzeren Warnstreiks folgten im Januar zwei mehrtägige Streiks.

Nach den erneut gescheiterten Verhandlungen im Februar verschärfte Weselsky die Maßnahmen: Die Arbeitskämpfe sollten künftig deutlich kurzfristiger angekündigt werden, so dass Bahn und Fahrgästen weniger Zeit bleibt, sich darauf einzustellen. Ein Streik folgte noch nach dem bekannten Muster mit 48 Stunden Vorlauf. Nur wenige Tage später lagen zwischen der Ankündigung und dem Beginn des nächsten Ausstands im Personenverkehr schließlich nur noch 30 Stunden. Mit der Einigung sind weitere Arbeitskämpfe für die Dauer der Vertragslaufzeit aber vom Tisch.