PERSONEN

Balz auf dem Weg in die Bundesbank

Von Detlef Fechtner und Mark Schrörs, Frankfurt Börsen-Zeitung, 9.3.2018 Dass er Politik kann, hat er in Brüssel bewiesen. In den neun Jahren seiner Zeit als Abgeordneter im EU-Parlament hat Burkhard Balz nicht nur bedeutsame Gesetzgebungsdossiers...

Balz auf dem Weg in die Bundesbank

Von Detlef Fechtner und Mark Schrörs, FrankfurtDass er Politik kann, hat er in Brüssel bewiesen. In den neun Jahren seiner Zeit als Abgeordneter im EU-Parlament hat Burkhard Balz nicht nur bedeutsame Gesetzgebungsdossiers wie etwa die Versicherungsrichtlinie Solvency II betreut, sondern auch die Finanzpolitik der europäischen Volkspartei – also der Christdemokraten und ihrer konservativen Schwesterparteien – koordiniert.Der 48-Jährige kann aber auch Bank. Balz startete nach seinem Studium der Rechtswissenschaften bei der Commerzbank, für die er 16 Jahre lang insbesondere im Firmenkundengeschäft tätig war. Wenn man einmal davon absieht, dass Balz in Lemgo geboren ist (und damit gerade eben noch in Nordrhein-Westfalen), ist er ein Niedersachse, so wie sich viele im Rest Deutschlands einen Niedersachsen vorstellen. Nicht schnell aus der Ruhe zu bringen, gleichzeitig beharrlich und – wenn es im politischen Tagesgeschäft sein muss – auch stur. Der politische Netzwerker, mit feinsinnigem Humor ausgestattet, ist nach Joachim Wuermeling bereits das zweite Vorstandsmitglied der Bundesbank, das zuvor einmal im EU-Parlament gesessen hat. Zwar ist es ein offenes Geheimnis, dass die Bundesbank nicht unbedingt darüber begeistert ist, wenn ehemalige Politiker zu ihr nach Frankfurt entsendet werden. Da Balz jedoch sein halbes Berufsleben Banker war, sich in seiner Amtszeit vor allem mit finanzpolitischen und sogar geldpolitischen Themen auseinandergesetzt hat und zudem europäische Expertise mit an den Main bringt, dürfte für ihn dieser Vorbehalt kaum gelten. Formell ist Balz zwar noch nicht bei der Bundesbank. Aber nach der einstimmigen Einigung der Finanzminister der 16 Bundesländer auf ihn als Kandidaten steht seiner Berufung nichts mehr im Wege. Der Christdemokrat erhielt gestern sogar Lob vom politischen Kontrahenten. Die grüne Finanzministerin Schleswig-Holsteins, Monika Heinold, wurde mit den Worten zitiert: “Politisch sind wir sicherlich unterschiedlicher Meinungen, aber fachlich halte ich Herrn Balz für die richtige Wahl.”Balz wird als Vertreter der Bundesländer de facto den Posten von Andreas Dombret übernehmen, aktuell der oberste Bankenaufseher der Bundesbank. Dombret hatte Mitte Februar erklärt, er stehe für keine zweite Amtszeit zur Verfügung. Zeitgleich mit Dombret scheidet Ende April Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele aus, wobei dessen Nachbesetzung Sache des Bundes ist.Balz dürfte sicher ein Interesse daran haben, Dombrets Zuständigkeit für die Bankenaufsicht zu übernehmen. Eine Nachfolge ist allerdings nicht automatisch mit der Übernahme des entsprechenden Portfolios verknüpft. So könnte auch einer der aktuellen Vorstände künftig oberster Bankenaufseher werden. Vieles dürfte auch daran hängen, wen der Bund anstelle von Thiele nach Frankfurt schickt. Kommt jemand mit einem ausgewiesenen Aufsichtsprofil, könnte auch er oder sie Dombret “beerben”.Neben der Bankenaufsicht und der von Bundesbankpräsident Jens Weidmann verantworteten Volkswirtschaft gelten vor allem die Bereiche Finanzstabilität, Bargeld und Zahlungsverkehr sowie Märkte zu den zentralen Aufgabenfeldern der Bundesbank. Die Finanzstabilität verantwortet aktuell Vizepräsidentin Claudia Buch, für Märkte ist Wuermeling zuständig. Um Bargeld und Zahlungsverkehr kümmert sich derzeit noch Thiele.