Zinserhöhung

Bank of England ändert Wortwahl

Die Bank of England hat den Leitzins zum zehnten Mal in Folge erhöht – auf 4,0 %. Zugleich deutete sie durch Wortwahl und Prognosen an, dass der Gipfel bei den Kreditkosten bald erreicht sein könnte.

Bank of England ändert Wortwahl

hip London

Die Bank of England hat das zehnte Mal in Folge den Leitzins erhöht. Dabei deutete die Zentralbank jedoch an, dass bei den Kosten für die Kreditaufnahme der Gipfel bald erreicht sein könnte. Wie dem Protokoll der Sitzung des geldpolitischen Komitees (Monetary Policy Committee, MPC) zu entnehmen ist, wurde der Leitzins wie von vielen Volkswirten erwartet um 50 Basispunkte auf 4,0% nach oben gesetzt. Die Begründung dafür, dass man bei den Zinserhöhungen noch nicht auf die Bremse treten wollte, ist einfach: „Wir müssen absolut sicher sein, dass wir bei der Inflation wirklich über den Berg sind“, sagte Notenbankchef Andrew Bailey. Zu der vorab befürchteten Zersplitterung des MPC-Votums kam es nicht. Nur zwei externe Mitglieder – Swati Dhingra und Silvana Tenreyro – sprachen sich dafür aus, den Leitzins bei 3,50% zu belassen. Die restlichen sieben stimmten für den Zinsschritt um 50 Basispunkte.

„Der Bank of England blieb keine andere Wahl“, sagte die DWS-Volkswirtin Katrin Löhken. „Denn nachdem die Inflation zunächst durch externe Faktoren wie Energiepreise gespeist wurde, droht sie mittlerweile ‚heimisch‘ zu werden – dank eines unverändert kräftigen Lohndrucks und eines breit angelegten Anstiegs der Dienstleistungspreise.“ Dem wolle und müsse die Zentralbank sich entgegenstellen, selbst wenn die Wirtschaft Anzeichen von Schwäche zeige.

Mildere Rezession

Der Internationale Währungsfonds (IWF), der mit seinen Vorhersagen rund um den Brexit schwer daneben gelegen hatte, geht davon aus, dass das Vereinigte Königreich der einzige G7-Staat ist, dessen Wirtschaft im laufenden Jahr schrumpfen wird. In der Threadneedle Street gab man sich optimistisch, dass die im November prognostizierte Rezession milder und kürzer ausfallen wird als damals angenommen (siehe Grafik). Damit hätte die Regierung die Möglichkeit, durch ihre Politik größeren Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung zu nehmen. Allerdings geht die Bank of England für die darauf folgenden Jahre von einem wesentlich schwächeren Wachstum als früher üblich aus. Vor der Finanzkrise hatte es schnitt noch bei rund 2,5 % gelegen, nach der Pandemie bei rund 1,5 %.

Bemerkenswert sind die Veränderungen in der Wortwahl des MPC. „Die kurzfristige Entwicklung der Daten wird von entscheidender Bedeutung sein, um zu bewerten, wie schnell und in welchem Ausmaß der externe und interne Inflationsdruck nachlässt“, heißt es im Protokoll. „Weitere Zinserhöhungen könnten für eine nachhaltige Rückkehr zum Inflationsziel erforderlich sein“, lautet ein Satz, der dort nicht mehr zu finden ist. Auch die Aussage, die Notenbank werde „wenn nötig mit Nachdruck“ reagieren, sollte sich der Inflationsdruck als hartnäckig erweisen, wurde fallengelassen. „Wichtig ist der Hinweis des MPC, dass künftige geldpolitische Entscheidungen von den einlaufenden Daten abhängen“, sagte Daniele Antonucci, der Chefvolkswirt der Quintet Private Bank.

Und noch ein Signal für eine sanftere Gangart in der Zukunft: Diesmal sprach sich kein MPC-Mitglied für eine noch stärkere Erhöhung des Leitzinses aus. Im Dezember hatte Catherine Mann für 75 statt 50 Basispunkte plädiert.