Geldpolitik

Bank of England belässt es bei einem kleinen Zinsschritt

Die Bank of England hat den Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf 5,25% erhöht. Allerdings hätten zwei der neun Mitglieder des geldpolitischen Komitees der Notenbank lieber 50 Basispunkte gesehen. Bis Jahresende soll die Inflation auf rund 5% zurückgehen, schätzen die Zentralbankökonomen.

Bank of England belässt es bei einem kleinen Zinsschritt

Bank of England legt erneut nach

Premierminister Rishi Sunak sieht sich beim Ziel, die Inflation zu halbieren, auf der Zielgeraden

Die Bank of England hat den Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf 5,25% erhöht. Allerdings hätten zwei der neun Mitglieder des geldpolitischen Komitees der Notenbank lieber 50 Basispunkte gesehen. Bis Jahresende soll die Inflation auf rund 5% zurückgehen, schätzen die Zentralbankökonomen.

hip London
Wertberichtigt Seite 2

Die Bank of England hat den Leitzins zum 14. Mal in Folge nach oben gesetzt. Die Geldpolitiker beließen es bei einem Zinsschritt von 25 Basispunkten auf 5,25%, den höchsten Stand seit 15 Jahren. Die Volkswirte der Notenbank gehen nun davon aus, dass die Inflation zum Jahresende bei rund 5% liegen wird. Dann würde Premierminister Rishi Sunak das von ihm abgegebene Versprechen erfüllen, die Teuerungsrate bis dahin zu halbieren. „Wenn wir am Plan festhalten, sagt die Bank of England voraus, dass die Inflation in einem Jahr unter 3% liegen wird, ohne dass die Wirtschaft in eine Rezession rutscht“, sagte Schatzkanzler Jeremy Hunt. „Aber das bedeutet nicht, dass es leicht ist für Familien, denen höhere Hypothekenraten ins Haus stehen. Deshalb werden wir weiterhin tun, was wir können, um Haushalten zu helfen.“

Niedrigere Energiepreise sollen in erster Linie dafür sorgen, dass der Preisauftrieb schnell nachlässt, aber auch sinkende Preise für Lebensmittel und andere Güter. Es gebe sogar Hinweise darauf, dass die Warenpreise schneller fallen könnten als von der Notenbank erwartet, sagte Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England. Was Dienstleistungen betrifft, erwarten die Zentralbankökonomen allerdings, dass die Teuerung „auf kurze Sicht“ hoch bleiben wird – in der Nähe der derzeitigen Werte von mehr als 7%. Allerdings herrschte Uneinigkeit im Monetary Policy Committee (MPC) über das Ausmaß des Zinsschritts. Wie dem Protokoll der Sitzung zu entnehmen ist, stimmten die unabhängigen Mitglieder Jonathan Haskell und Catherine Mann für eine Erhöhung um 50 Basispunkte. Swati Dhingra, die ebenfalls nicht zur Führung der Zentralbank gehört, hätte lieber den Status quo beibehalten.

Lediglich sechs der neun MPC-Mitglieder, darunter die komplette Führungsetage der Bank of England und die für Silvana Tenreyro nachgerückte Megan Greene, votierten für 25 Basispunkte.

Zu den Knackpunkten gehört, dass die Kerninflation mit 6,9% immer noch weit höher liegt als in der Eurozone (5,5%) und den Vereinigten Staaten (4,8%). Sollte sie sich in den kommenden Monaten als hartnäckig erweisen, könnte die Bank of England aus Sicht des Volkswirts Erik Norland von der CME Group zu weiteren Zinsschritten gezwungen sein, während EZB und Federal Reserve den Fuß vom Gas nehmen oder eine Zinserhöhungspause einlegen.

Prognosen dämpfen Zinsängste

Bis zur Monatsmitte hatte man am Markt noch damit gerechnet, dass der aktuelle Zinserhöhungszyklus erst bei einem Leitzins von mehr als 6%, wenn nicht gar 7% seinen Höhepunkt erreichen würde. Immerhin ein Viertel der von Bloomberg befragten Volkswirte hatte mit einem Zinsschritt von 50 Basispunkten gerechnet. Die neuesten Prognosen der Notenbank dürften dafür sorgen, dass die Furcht vor weiteren großen Zinsschritten nachlässt. Die Notenbank leiste anscheinend die Vorarbeit für eine Zinspause im Herbst, sagte Jessica Hinds, Director bei Fitch Ratings. Das lege die neu im Protokoll aufgetauchte Formulierung nahe, man werde „sicherstellen, dass der Leitzins ausreichend lange ausreichend restriktiv ist, um die Inflation mittelfristig nachhaltig auf den Zielwert von 2,0% zurückzuführen“.

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Aus Sicht von Hinds könnte beim Leitzins der Höhepunkt schon erreicht sein, allerdings will sie eine weitere Zinserhöhung im September nicht ausschließen. Zinssenkungen hält sie allerdings erst weit im Verlauf des kommenden Jahres für möglich. Die DWS-Volkswirtin Ulrike Kastens sieht das anders. „Hinweise für eine geldpolitische Pause sind nicht auszumachen“, kommentierte sie. „Vor allem wegen der weiteren kräftigen Lohnentwicklung rechnen wir auch im September mit einer Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 5,50%.“ Der Markt beziffert die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Schritts derzeit auf 68%.

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