Zinsentscheid

Bank of England bleibt ihrer Linie treu

Die Bank of England bleibt ihrer Linie treu, hat den kurzfristig etwas besseren Wirtschaftsaussichten aber eine unerwartet vorsichtige Note hinzugefügt. Wie die Währungshüter im Zuge ihrer Zinsentscheidung klarmachten, erwarten sie zwar einen...

Bank of England bleibt ihrer Linie treu

bet London

Die Bank of England bleibt ihrer Linie treu, hat den kurzfristig etwas besseren Wirtschaftsaussichten aber eine unerwartet vorsichtige Note hinzugefügt. Wie die Währungshüter im Zuge ihrer Zinsentscheidung klarmachten, erwarten sie zwar einen schnellen Anstieg der Teuerung von 0,7% im Januar auf rund 2% im Verlauf dieses Frühjahrs. Das entspräche ihrem Zielwert. Doch sie führen den Anstieg primär auf die volatilen Energiepreise zurück. Diese temporären Schwankungen hätten kaum Auswirkungen auf den mittelfristigen Inflationsverlauf, zudem verfüge die Wirtschaft noch über erhebliche ungenutzte Kapazitäten. Damit ist eine restriktivere Geldpolitik in Großbritannien nicht absehbar.

Die Währungshüter sind optimistischer für den nahen Konjunkturverlauf als bei der letzten Begutachtung im Februar: Die Fortführung der britischen Corona-Hilfsprogramme bis in den Herbst und das Konjunkturpaket in den USA hellten die Aussichten auf, ebenso der rasche Fortschritt des britischen Impfprogramms und ein glaubwürdiger Fahrplan zur Aufhebung der Corona-Restriktionen. Die Bank of England erwartet nun, dass die Arbeitslosigkeit auf weniger als die zuvor angenommenen knapp 8% steigen wird. Zuletzt betrug die Arbeitslosenquote 5,1%. Mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um nur 2,9% im Januar gegenüber Dezember war bereits der Jahresstart besser verlaufen als gedacht.

Anleihekäufe verstetigt

Keine Eile legt die Bank of England bei der Straffung ihres sehr lockeren geldpolitischen Kurses an den Tag. Der geldpolitische Ausschuss beließ den Leitzins, die Bank Rate, einstimmig bei unverändert 0,1%. Ebenso einstimmig votierte er dafür, die Anleihenkäufe im Rahmen des Quantitative-Easing-Programms bei 895 Mrd. Pfund anzusetzen. Davon entfallen 875 Mrd. Pfund auf den Kauf britischer Staatsanleihen. Anders als die Europäische Zentralbank (EZB) verzichtet die Bank of England darauf, die Anleihenkäufe im zweiten Quartal zu beschleunigen. Das Tempo wird unverändert bei 4,4 Mrd. Pfund pro Woche belassen und vielmehr die Möglichkeit zu einer späteren Drosselung betont.

Indem sie größtenteils bei ihren bekannten Positionen blieb, habe sich die Zentralbank überraschend ausgewogener und vorsichtiger präsentiert, als dies nach den Aussagen einiger Notenbanker zu erwarten war, kommentierte Barclays. Angesichts des ungewöhnlich hohen Maßes an Unsicherheit sei das vernünftig. Analysten von Capital Economics prognostizieren nun, dass eine Zinserhöhung 2022 längst nicht mehr so sicher sei, wie viele Marktteilnehmer annähmen.

Ziemlich gelassen sehen die Währungshüter auch die jüngste Trendwende am Anleihenmarkt. Zehnjährige britische Staatsobligationen (Gilts) rentieren derzeit mit rund 0,9%. Das ist der höchste Stand seit einem Jahr. Im Januar notierten die Papiere noch bei rund 0,3%. Die Bewegung habe die Renditen nur auf das Niveau von vor der Pandemie zurückgeführt, kommentierte die Notenbank. Die finanziellen Rahmenbedingungen hätten sich kaum geändert. Außerdem habe sich eine parallele Bewegung in vielen Volkswirtschaften gezeigt – eine Bemerkung, die laut Oxford Economics klarmache, dass der geldpolitische Ausschuss keine spezifisch britischen Faktoren hinter dem Renditeanstieg sehe, und somit „ein weiterer Grund für die relativ entspannte Haltung“.

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