Geldpolitik

Bank of England bremst Zinserwartungen

Der Chefvolkswirt der Bank of England, Huw Pill, hat sich bemüht, Erwartungen zu dämpfen, dass der Leitzins schnell weiter erhöht werden könnte. Der künftige Pfad der Geldpolitik sei ungewiss.

Bank of England bremst Zinserwartungen

hip London

Der Chefvolkswirt der Bank of England hat sich bei einem öffentlichen Auftritt bemüht, Erwartungen zu dämpfen, dass der Leitzins schnell weiter erhöht werden könnte. Weil die künftige Entwicklung von Löhnen und Energiepreisen ungewiss sei, sei auch der künftige Pfad für den Leitzins ungewiss, sagte Huw Pill auf einer Online-Konferenz der Society of Professional Economists. Das geldpolitische Komitee der Notenbank (Monetary Policy Committee, MPC) hatte den Leitzins zuletzt mit Blick auf den starken Preisauftrieb das zweite Mal in Folge erhöht. Die Ökonomen der Zentralbank gehen davon aus, dass die Teuerungsrate im laufenden Jahr bis auf 7,25 % steigen könnte. Der durchschnittliche Preis einer Wohnimmobilie stieg im Januar auf ein Rekordhoch.

„Ich fürchte, dass ungewöhnlich große geldpolitische Schritte eine Erzählung am Markt bestätigen könnten, nach der die Bank bei der Geldpolitik entweder das Gaspedal oder die Bremse durchdrückt“, sagte Pill. Diese Erzählung sei von den aktivistischen Antworten auf das Einsetzen der Finanzkrise und der Pandemie befördert worden. Es gebe sie nicht nur in Großbritannien. Bei der jüngsten MPC-Sitzung hatten sich vier der fünf Mitglieder dafür ausgesprochen, den Leitzins nicht nur um 25, sondern um 50 Basispunkte zu erhöhen. Pill gehörte nicht dazu. Er zählt zur Mehrheit im Komitee, die auf ein baldiges Nachlassen des Preisauftriebs hofft. Allerdings räumte er ein, dass es durchaus Momente geben könne, in denen aggressive Schritte nötig seien. „Sollten wir Belege für Zweitrundeneffekte bei der Lohn- und Kostenentwicklung sehen, könnten straffere Maßnahmen als sonst erforderlich sein“, sagte der ehemalige Europa-Chefvolkswirt von Goldman Sachs.

Das Nationale Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung (NIESR) hatte zuletzt die Herangehensweise der Bank of England kritisiert. Gouverneur Andrew Bailey hatte bereits vor der Sitzung im November einen Zinsschritt signalisiert, der dann doch nicht kam. Es sei ein Fehler, wenn Schatzkanzler Rishi Sunak bei den Ausgaben die Zügel anziehe, während die Geldpolitik der Inflationsentwicklung hinterherhinke.