Bank of England plagen Inflationsängste
Bank of England plagen Inflationsängste
Größere Uneinigkeit unter den Mitgliedern des geldpolitischen Komitees als erwartet
Die Geldpolitiker der Bank of England haben den Leitzins bei 4,25% belassen. Allerdings war es keine einvernehmliche Entscheidung. Drei der neun Mitglieder des Monetary Policy Committee votierten für eine Senkung. Ihnen macht der Arbeitsmarkt mehr Sorgen als die Hartnäckigkeit der Inflation.
hip London
Die Bank of England hat zwar nicht mit ihrer Zinsentscheidung überrascht. Es war allgemein erwartet worden, dass das geldpolitische Komitee (Monetary Policy Committee, MPC) die Bank Rate auf 4,25% belassen würde. Doch die Stimmen für eine Senkung waren zahlreicher als erwartet.
„Die Zinsen befinden sich auf einem schrittweisen Abwärtspfad, auch wenn wir sie heute unverändert belassen haben“, betonte Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England. Am Markt wurde nach Bekanntgabe der Entscheidung eine Wahrscheinlichkeit von um die 85% (zuvor: 75%) für eine Zinssenkung bei der MPC-Sitzung im August eingepreist.
Unterschiedlicher Fokus
Die Zentralbankökonomen machen Anzeichen für eine Entspannung am Arbeitsmarkt aus. „Wir werden sorgfältig verfolgen, in welchem Maße sich diese Anzeichen auf die Verbraucherpreisentwicklung auswirken“, sagte Bailey. Im Protokoll der Sitzung heiß es, die Abkühlung des Arbeitsmarkts deute darauf hin, dass künftige Lohnerhöhungen begrenzt ausfallen dürften.
Volkswirte hatten erwartet, dass nur zwei der neun MPC-Mitglieder für einen Zinsschritt nach unten votieren würden. Am Ende waren es dem Protokoll zufolge drei: Swati Dhingra, Dave Ramsden und Alan Taylor. Ramsden ist stellvertretender Gouverneur der Notenbank. Die beiden anderen Tauben sind lediglich externe Mitglieder. Für sie sind das nachlassende Lohnwachstum, die geringere Arbeitskräftenachfrage und die schwache Verbrauchernachfrage besorgniserregender als die Hartnäckigkeit der Inflation.
Inflation im Fokus
Die Teuerungsrate ging im Mai zwar von 3,5% auf 3,4% zurück, wie das Statistikamt ONS mitteilte. Sie lag aber um einen Zehntelpunkt höher als von Volkswirten im Schnitt erwartet. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete die Lebensmittelinflation, die von 3,4% auf 4,4% anzog. Steigende Lebensmittelpreise könnten die Inflationserwartungen beeinflussen, was sich wiederum auf die Lohn- und Preisfestsetzung auswirken könne, heißt es im MPC-Protokoll.

Die von den Geldpolitikern mit Argusaugen verfolgte Dienstleistungsinflation ging zwar von 5,4% auf 4,7% zurück und lag damit um einen Zehntelpunkt unter den Markterwartungen. Doch spielten dabei sinkende Preise für Flugtickets die Hauptrolle. Sowohl Dienstleistungsinflation als auch die Teuerungsrate bewegen sich nun wieder im Einklang mit den Prognosen der Notenbank vom Mai.
Steigender Ölpreis
Vor allem der steigende Ölpreis wurde von der Bank of England als Gefahr benannt. Seit der MPC-Sitzung im Mai ist der Preis für ein Barrel (159 l) der Nordseesorte Brent um gut ein Viertel gestiegen. Es habe rasante geopolitische Entwicklungen vor der jüngsten Sitzung gegeben, heißt es im Protokoll – ein Verweis auf die eskalierende Situation im Nahen Osten. „Das Komitee bleibt wachsam, was diese Entwicklungen und ihre potenzielle Wirkung auf die britische Wirtschaft angeht.“
„Das Timing des nächsten Zinsschritts ist jetzt wegen der nicht quantifizierbaren Aufwärtsrisiken für die Inflation ungewisser“, sagte Raj Badiani, Economics Director bei S&P Global Market Intelligence. Dazu gehöre neben dem Risiko, dass die Energiepreise wegen des Konflikts zwischen Israel und dem Iran nach oben schießen, auch die Hartnäckigkeit der einheimischen Inflation. Unternehmen könnten wegen steigender Abgaben zu Preiserhöhungen gezwungen sein.