Warten auf Zinswende

Bank of Japan verzögert Normalisierung

Die japanischen Aktien stiegen und der Yen schwächte sich ab, nachdem die Bank of Japan ihre ultralockere Geldpolitik beibehielt. Gouverneur Kazuo Ueda nannte eine Lohn-Preis-Spirale als Voraussetzung für einen Kurswechsel.

Bank of Japan verzögert Normalisierung

Bank of Japan verzögert Normalisierung

Notenbank-Chef Ueda verweist auf notwendige Lohn-Preis-Spirale

mf Tokio

Die Bank of Japan (BoJ) lässt den Finanzmarkt über den Zeitpunkt einer Zinswende weiter im Unklaren. Die Währungshüter hielten bei ihrem Treffen an dem kurzfristigen Leitzins von minus 0,1% und einer Rendite um 0,0% für zehnjährige Staatsanleihen fest. Die bis Oktober starre Rendite-Obergrenze von 1% bleibt ein „Referenzpunkt“, damit die langfristigen Zinsen steigen können. Daraufhin gab der Yen gegenüber dem Dollar und Euro nach. „Die Notenbanker in Tokio spielen also weiterhin auf Zeit“, kommentierte Nord/LB-Analyst Tobias Basse.

Gouverneur Kazuo Ueda bemühte sich sichtlich, die Spekulationen über baldige Änderungen nicht anzuheizen. Die Wahrscheinlichkeit, das Inflationsziel der BoJ von 2% stabil zu erreichen, „nimmt allmählich zu“, erklärte der 72-jährige Notenbankchef. Zugleich räumte er ein, dass die Inflationsrate langsamer zurückgegangen sei als von der BoJ erwartet. „Wir müssen prüfen, ob ein Zyklus von Lohn- und Preiserhöhungen in Gang kommt", sagte Ueda. „Dies wird durch eine umfassende Betrachtung der Dinge beurteilt werden, nicht durch spezifische Daten oder Ereignisse.“

„Die Notenbank will bei der anstehenden Neuausrichtung ihrer Zinspolitik nur sehr vorsichtig agieren“, meinte Analyst Basse. Die in Japan zu beobachtende kollektive Deflationsangst bleibe von zentraler Bedeutung. Nach dem Abschluss der Überprüfung der Geldpolitik voraussichtlich im Frühjahr 2024 würden jedoch intensivere Diskussionen über eine Neuausrichtung der Zinspolitik nötig werden, erklärte Basse. Der Leitzins werde spätestens im Sommer 2024 angehoben.

Fokus liegt auf Reallöhnen

Die Nachhaltigkeit des Lohnwachstums gilt als das fehlende Glied auf dem Weg zu einer stabilen Inflation von 2%. Dafür sind positive Reallöhne laut Ueda nicht nötig, obwohl die Preise seit anderthalb Jahren langsamer steigen als die Löhne. Vielmehr würde es reichen, „wenn wir erwarten können, dass das Reallohnwachstum im Einklang mit der nachlassenden Verbraucherpreisinflation positiv wird", sagte Gouverneur Ueda.

Vor zwei Wochen hatte Ueda erklärt, dass seine Aufgabe „vom Jahresende bis zum nächsten Jahr eine größere Herausforderung sein wird". Danach festigte sich der Yen und Staatsanleihen verloren an Wert, weil die Bank of Japan die Zinswende womöglich im Januar einleiten könnte. Auf die Frage, ob er beabsichtigt habe, eine bevorstehende Normalisierung der Geldpolitik anzudeuten, sagte Ueda, seine Bemerkung habe sich nur auf seine allgemeine Haltung zu Beginn seines zweiten Amtsjahres im April bezogen.

Rund die Hälfte der Japan-Analysten sagt vorher, dass Ueda und seine Mitstreiter den Negativzins im April streichen werden. Auch die Wirtschaft übt Druck aus. Am Vortag des Beschlusses erklärte der Chef der mächtigsten Wirtschaftsgruppe Keidanren, Masakazu Tokura, die BoJ solle ihre Geldpolitik „so bald wie möglich“ normalisieren. Andererseits verringert die Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA und der Eurozone im nächsten Jahr den Handlungsdruck auf die BoJ.

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