Banken beschwören Geschlossenheit der EU gegenüber den USA
Banken beschwören Geschlossenheit der EU
Verband für schnelle Verständigung – Pragmatischer Ansatz könnte Klarheit schaffen
fed Frankfurt
Deutschlands private Banken halten es für zentral, dass sie Europäische Union im Handelsstreit mit den USA mit einer Stimme spricht. „Aus Sicht des Bankenverbands ist es entscheidend, dass die EU in den Verhandlungen mit den USA geschlossen und geeint auftritt – ein gemeinsamer handelspolitischer Kurs ist hier unerlässlich“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, Heiner Herkenhoff, auf Anfrage der Börsen-Zeitung. Es sei sehr wichtig, dass sich beide Seiten schnell verständigten, denn handelspolitische Unsicherheit wirke sich dämpfend auf Investitionen aus. „Ein pragmatischer Ansatz mit geringerer Detailtiefe könnte kurzfristig Klarheit schaffen, während umfassendere Handelsabkommen dann in einem zweiten Schritt langfristig ausgehandelt werden sollten“, plädiert Herkenhoff.
Der Handelsstreit belaste nicht nur exportierende Unternehmen, sondern wirke sich auch auf Banken aus, da viele ihrer Kunden aus der Exportwirtschaft von Auswirkungen betroffen seien. Zudem habe der Konflikt Folgen für die gesamte deutsche Volkswirtschaft: Er bremse das zukünftige Wachstum, hemme Investitionen, trübe Beschäftigungsperspektiven und könne sich negativ auf Staatseinnahmen und Wechselkurs auswirken.
Verunsicherung als Bremse
„Die Verunsicherung durch den Handelskonflikt kann dazu führen, dass Unternehmen weniger investieren – dadurch würden sie auch weniger Kredite bei Banken nachfragen“, meint Herkenhoff. Zudem führe die gestiegene Volatilität zu höheren Absicherungskosten – für Firmen als auch die Finanzwirtschaft insgesamt.
Deutsche Banken unterstützten Unternehmen derzeit vor allem durch umfassende Beratung und Information. Viele hätten einen höheren Bedarf an Orientierung – zur Entwicklung des US-Marktes, zur Absicherung von Risiken oder zur strategischen Verlagerung von Handel und Investitionen in andere Regionen.
Seine größte Sorge sei, sagt der Hauptgeschäftsführer, dass der Handelskonflikt tiefgreifende und disruptive Prozesse in Gang setzen könnte. Langjährig gewachsene, erfolgreiche Liefer- und Produktionsketten müssten plötzlich neu ausgerichtet werden. Das würde nicht nur die Produktionskosten weltweit steigen lassen, sondern auch die Effizienz deutlich mindern. Zudem bestünde die Gefahr, dass durch die Abschottung über Zölle der globale Wettbewerb geschwächt werde – und damit auch der für den Fortschritt entscheidende Innovationsdruck.
Auch wegen der geopolitischen Unsicherheit wachse der Druck auf die EU, einen leistungsfähigen Kapitalmarkt zu schaffen, argumentiert Herkenhoff. Um schneller voranzukommen, sollte Brüssel gezielt Maßnahmen ergreifen, etwa die Wiederbelebung des Verbriefungsmarkts, eine Retail Investment Strategy zur stärkeren Einbindung privater Anleger, die Vereinfachung bestehender Regulierungen und die Förderung von Wachstumskapitalmärkten.