Verarbeitendes Gewerbe stabilisiert sich

Bau sorgt für unerwartet hohes Produktionsplus

Die deutlich höhere Bauproduktion gibt das Zugpferd im Oktober: Die Industrieproduktion steigt unerwartet kräftig. Eine gute Nachricht für die Gesamtwirtschaft.

Bau sorgt für unerwartet hohes Produktionsplus

Bau sorgt für Produktionsplus

ba Frankfurt

Die schwächelnde deutsche Industrie scheint sich zu stabilisieren: Jüngstes Indiz ist die unerwartet starke Produktionsausweitung im Oktober. Ursächlich war vor allem der Bausektor mit einer deutlich höheren Fertigung. Eine Trendwende sehen Ökonomen allerdings weiter nicht, angesichts der immer noch mauen Auftragslage und Stimmung. Für die hiesige Wirtschaft insgesamt könnte es damit aber auf ein leichtes Wachstum im Schlussquartal hinauslaufen, so wie es auch die Bundesbank in ihrem Monatsbericht November voraussagt.

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) weiteten Industrie, Bau und Energieversorger zusammen ihre Fertigung um 1,8% zum Vormonat aus. Ökonomen hatten ein Plus von 0,4% erwartet. Allerdings revidierten die Wiesbadener Statistiker den Zuwachs vom September von 1,3% auf 1,1% nach unten. Die tiefe Scharte vom Sommer ist somit wieder ausgewetzt und „die Produktion wieder zurück in ihrem seit Mitte 2024 zu erkennenden Seitwärtstrend“, so Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Positiv bemerkt er, „dass die Produktion im produzierenden Gewerbe im Oktober immerhin 1,2% höher war als im Durchschnitt des dritten Quartals“ und damit das gesamtwirtschaftliche Wachstum zumindest nicht gebremst habe.

„Fast vergessenes Phänomen“

ING-Chefökonom Carsten Brzeski erinnert zudem daran, dass dies das erste Mal seit Anfang 2024 war, dass die Produktion in zwei aufeinanderfolgenden Monaten zulegte – „ein fast vergessenes Phänomen“. Außerdem habe die Kapazitätsauslastung begonnen, sich zu verbessern. Zumindest eine zyklische Erholung dürfte in Sicht sein, meint Brzeski, die aber keinesfalls mit einer strukturellen Verbesserung verwechselt werden sollte.

„Der hohe Produktionszuwachs ist eine gute Nachricht“, sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Stimmung und Auftragslage sprechen aber dagegen, dass es so weitergeht.“ Das Produktionsniveau sei weiter sehr niedrig, die Gesamtlage schwierig. Zunehmende Klagen von Unternehmen über Materialmangel trübten zudem den Ausblick.

Im Gesamtjahr dürfte die Produktion das vierte Mal in Folge sinken – und zwar um 2%, wie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erwartet. „Das ist keine konjunkturelle Delle, sondern ein struktureller Abstieg“, mahnte BDI-Präsident Peter Leibinger im aktuellen Industriebericht des Verbands. Deutschland brauche daher eine wirtschaftspolitische Wende mit klaren Prioritäten für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum.

Mehr Energie erzeugt

Die Industrie im engeren Sinn fertigte 1,5% mehr als im Vormonat. Hier gab es vor allem wegen Großaufträgen für die Aufrüstung in den vergangenen beiden Monaten deutlich mehr Neuaufträge – die sich „jedoch üblicherweise erst mit zeitlicher Verzögerung in der Produktionsstatistik widerspiegeln“, wie das Bundeswirtschaftsministerium betont. Positive Impulse für die Produktion lieferten der Maschinenbau (+2,8%) und die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (+3,9%). Die gewichtige Automobilindustrie hingegen bremste durch das Fertigungsminus von 1,3%. Hier dämpfte die erschwerte Beschaffung von Vorprodukten aus dem Ausland, ergänzte das Ministerium. Außerhalb der Industrie stieg die Energieerzeugung um 1,4%. Hauptträger des Produktionswachstums war aber der Bau, der ein Wachstum von 3,3% verzeichnete.