Berenberg-Ökonom fordert Gütesiegel für Euro-Stablecoins
Berenberg-Ökonom fordert Gütesiegel für Euro-Stablecoins
Berenberg-Ökonom fordert Gütesiegel für Euro-Stablecoins
Schmieding: Der digitale Euro der EZB kommt viel zu spät
lz Frankfurt
Der digitale Euro kommt nach Meinung des Chefvolkswirts der Berenberg-Bank zu spät, um im Zahlungsverkehr und auf dem Krypto-Sektor den globalen Marktanteil des Euro halten oder gar stärken zu können. Dollar-Stablecoins stoßen bis dahin auf viel größere Nachfrage und würden längst den Markt dominieren.
Sobald alle politischen und regulatorischen Hürden abgeräumt sind, könnte der Euro nach Angaben der EZB ab 2029 eingesetzt werden. Aktuell hängt die Zulassung noch im Europaparlament fest. Der Berichterstatter zum Thema, Fernando Navarrete, will sich aber noch nicht festlegen und hat mehr Sympathie für eine „Marktlösung“ erkennen lassen.
Dollarraum gewinnt
Nach Ansicht von Schmieding ist aber weniger das Konstrukt des digitalen Euro das Problem, sondern der Zeitplan. Die europäischen Gremien würden sich zu viel Zeit lassen. Bis 2029 dürften Dollar-Stablecoins auch längst in europäische Marktgefilde vorgedrungen sein und dem Euro Marktanteile im Zahlungsverkehr abgejagt haben.
Stablecoins sind Kryptowährungen, die an den Wert von Vermögenswerten wie dem US-Dollar gebunden sind und zur Absicherung entsprechende Anleihen halten. Sie eignen sich obendrein für schnelle und günstige internationale Transaktionen und dienen als Brücke zwischen Kryptowährungen und den etablierten Währungen. Schmieding spricht vom „ersten wirklich sinnvollen Kryptoprodukt“.
Europa muss Spieß umdrehen
Gewinnen Dollar-Stablecoins aber Marktanteile, wird sich die Dollarsphäre im digitalen Sektor weiter ausdehnen, erwartet Schmieding. Entsprechende US-Produkte würden weltweit als Reserven gehalten. Er verweist auf Argentinien, wo die etablierte Währung wenig Zuspruch habe und der Wechsel in andere Währungen limitiert sei. Das erhöhe die Nachfrage nach Dollar-Stablecoins und könne die Position des Dollar als Weltleitwährung stärken, während der chinesische Renminbi „niedergehalten“ würde.
Europa könnte aber den Spieß umdrehen und mit eigenen Euro-Stablecoins dem Dollar Marktanteile abjagen. Schmieding schlägt vor, dass die EZB samt Aufsicht streng regulierte Euro-Stablecoins mit einem „Gütesiegel“ versieht. Angesichts der Skepsis, die den Dollar-Produkten entgegenschlägt, weil die Absicherung regulatorische Lücken hat, würde dies laut Schmieding die Attraktivität europäischer Produkte stark anheben.
