ING Innovationsindex

Berlin verteidigt Innovationsspitze

Jung und gebildet – daher hält Berlin im ING Innovationsranking den Spitzenplatz. Demografie und Wagniskapital zählen zu den Herausforderungen. Der Glasfaserausbau erweist sich als Pluspunkt.

Berlin verteidigt Innovationsspitze

Berlin verteidigt Innovationsspitze

ING: Ausbau des Glasfasernetzwerkes überbrückt Rückstände – Osten bleibt Schlusslicht

ba Frankfurt

Berlin verteidigt im ING Innovationsindex seine Spitzenposition: Zum nunmehr elften Mal in Folge ist die Bundeshauptstadt innovativstes Bundesland. Das Ranking, das auf acht Indikatoren basiert, zeigt aber auch, dass sich zwar oberflächlich gesehen kaum etwas bewegt hat, es aber doch Entwicklungen gibt, „die Mut für die Zukunft machen“. Vor allem der voranschreitende Ausbau des Glasfasernetzes überbrücke endlich Innovationsrückstände. Fortschritte verzeichnet ING auch beim Bildungsniveau. Als Herausforderung gilt hingegen weiter der demografische Wandel.

Jung und gebildet

Berlin bleibe unangefochten führend in Sachen Innovationskraft, schreibt ING, und dies „aus bekannten Gründen“. So sei etwa der demografische Wandel weniger fortgeschritten als im Rest des Landes. In Berlin gebe es noch viermal so viele jüngere wie ältere Einwohner. Deutschlandweit liegt das Verhältnis hingegen bei etwa drei zu eins. Zudem sei der Anteil hochgebildeter Beschäftigter mit einem Anteil von 45% überdurchschnittlich. Im bundesweiten Schnitt verfügten nur 34% der Arbeitnehmer über einen tertiären Bildungsabschluss, also einem Hochschulabschluss. Das bedeutet allerdings einen Zuwachs von drei Prozentpunkten in den vergangenen drei Jahren. Außerdem gibt es nirgendwo in Deutschland so viele Start-ups wie in Berlin. Einen Schönheitsfehler macht ING aber doch aus: Bei den Patentanmeldungen hinkt die Hauptstadt hinterher.

Erfindungsreiches Baden-Württemberg

Auf den Plätzen zwei und drei folgen Hamburg und Baden-Württemberg. Hamburg punkte dabei mit dem höchsten Jugendpotenzial, schreiben die Autoren um ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski und Ökonomin Franziska Biehl. Zudem erhöhte sich der Anteil von Haushalten, die mit Glasfaser versorgt werden, auf 80%. Berlin und der Rest der Bundesrepublik machen beim schnellen Internet zwar auch Fortschritte, „allerdings von deutlich niedrigeren Ausgangsniveaus“. So verfügten 2024 rund 40% aller deutschen Haushalte über einen Glasfaserinternetanschluss, 2023 waren es noch 30%.

Baden-Württemberg wiederum weist die höchste Zahl der Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner auf. 137 Patente – vor allem aus den Bereichen Transport, elektrische Maschinen und Geräte sowie elektrische Energie, und Messtechnik – wurden angemeldet. Das sind mehr als in den vergangenen fünf Jahren.

Osten bleibt Schlusslicht

Am Tabellenende halten sich Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. „Das Jugendpotenzial ist gering, das Bildungsniveau niedriger als im Rest des Landes, und es werden mehr Unternehmen geschlossen als neu gegründet“, begründen die ING-Experten. Auch sei der Anteil an Selbstständigen und Beschäftigten im High-Tech-Sektor niedrig. Damit fehle die Grundlage für eine dynamische Gründerszene, die denn auch entsprechend klein ausfällt. Ein Problem, denn es gilt: Je innovationsstärker ein Bundesland ist, desto deutlicher ist auch das Beschäftigungswachstum in den vergangenen 20 Jahren ausgefallen. 

„Die geplanten Investitionen der Bundesregierung geben Hoffnung, aber der Zusammenhang zwischen öffentlichen Investitionen und internationaler Wettbewerbsfähigkeit bleibt schwach“, mahnt ING. In den vergangenen Jahren waren es vor allem Länder mit viel Wagniskapital und einer hohen Anzahl Start-ups, die in den internationalen Rankings vorne standen.