Handelskonflikt

BIZ sieht die USA als größten Verlierer

Die US-Zölle schaden der Wirtschaft in den Vereinigten Staaten weit mehr als der Konjunktur in der EU oder China. Das zeigt eine Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).

BIZ sieht die USA als größten Verlierer

BIZ sieht die USA als größten Verlierer

Zölle treffen vor allem die amerikanische Wirtschaft und ihre Nachbarn Mexiko und Kanada

mpi Frankfurt

Der Handelskonflikt der USA mit dem Rest der Welt kennt laut einer Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) nur Verlierer, wobei die Vereinigten Staaten der größte von ihnen sind. „Die Vereinigten Staaten sind aufgrund der Zölle, die einer Vielzahl von Handelspartnern auferlegt wurden, im Allgemeinen die am stärksten betroffene Volkswirtschaft, wobei das kurz- bis mittelfristige Wachstum voraussichtlich um etwa 1 Prozentpunkt zurückgehen wird.“ Die Europäische Union oder auch China müssten weit geringere wirtschaftliche Einbußen durch den Handelskonflikt verkraften.

Neben den USA treffen die Zölle wirtschaftlich vor allem die US-Nachbarländer Mexiko und Kanada. Beide haben aufgrund ihrer geografischen Lage enge Handelsbeziehungen mit der größten Volkswirtschaft der Welt. So stagniert die mexikanische Wirtschaft bereits wegen der Zölle. 2024 war die Wirtschaft dagegen noch um 1,5% gewachsen. Seit März gilt ein Basiszollsatz der USA von 25% für Mexiko.

Die amerikanische Wirtschaft ist von einer Stagnation durch die Zölle noch entfernt. „Die jüngsten US-Wirtschaftsdaten – wie schwächere private Ausgaben, anhaltende Inflation und eine Abschwächung der Arbeitsmarktentwicklung – deuten auf eine sich abzeichnende wirtschaftliche Schwäche hin“, hält die BIZ jedoch fest. Das durchschnittliche Quartalswachstum der US-Wirtschaft hat sich in diesem Jahr bislang auf 1,2% verlangsamt von vorher über 2%.

Verzögerter Effekt

Ungemach droht den USA auch bei der Inflation. Die US-Verbraucherpreise könnten laut der BIZ um 1,5 bis 2,5 Prozentpunkte ansteigen. Noch zeigt sich der Zolleffekt allerdings wenig in den Daten. Im Juli lag die Jahresrate dennoch mit 2,7% deutlich über dem Inflationsziel der US-Notenbank von 2,0%. Die meisten Ökonomen erwarten, dass die Verbraucherpreise wegen der Zölle im zweiten Halbjahr ansteigen werden. Es gibt jedoch auch Volkswirte, die der Ansicht sind, dass der inflationäre Effekt von der Allgemeinheit überschätzt wird.

Die US-Erzeugerpreise deuten allerdings an, dass die Preise für Verbraucher demnächst stärker zulegen könnten. Im Juli sind die Erzeugerpreise überraschend stark gestiegen, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Gegenüber Juni gab es ein Plus von 0,9%. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen nur einen Anstieg um 0,2% prognostiziert. Die Jahresrate ist mit 3,3% auch weit höher als die vorhergesagten 2,5%.

Gegenläufige Auswirkungen

Schwer zu prognostizieren sind die Effekte der US-Zölle auf die Verbraucherpreise in anderen Ländern, wie die BIZ-Autoren in ihrer Studie schreiben. Einerseits können eine geringere Exportnachfrage, Handelsumlenkungen und Währungsaufwertungen die Inflation senken. Andererseits könnte es weltweit zu einer höheren Inflation kommen, wenn Zölle die Lieferketten stören. Da die Inflationswelle nach der Pandemie noch in frischer Erinnerung ist, könnten die Inflationserwartungen in diesem Fall zudem leichter ansteigen als in der Vergangenheit.

Höhere Inflationserwartungen können zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Passen Verbraucher ihr Ausgabenverhalten in Erwartung stark steigender Preise an und ziehen deshalb Käufe – wenn möglich –vor, steigt dadurch tatsächlich der Preisdruck.