Sentix-Umfrage

Börsianer rechnen mit Rezession im Euroraum

Die Sorgen um die Energiesicherheit haben im Juli zu einem „einzigartigen Absturz“ des Sentix-Konjunkturbarometers geführt. Besonders trüb ist die Lage in der Eurozone. Im Rest der Welt sieht es kaum besser aus.

Börsianer rechnen mit Rezession im Euroraum

ba Frankfurt

Unter Finanzmarktexperten gilt eine Rezession im Euroraum als ausgemachte Sache. Der vom Analysehaus Sentix erhobene Konjunkturindex fiel im Juli um 10,6 auf – 26,4 Punkte auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020. Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf lediglich –19,9 Zähler gerechnet. Dies sei ein „einzigartiger Absturz“, kommentierte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 1240 Investoren.

Dass das Lagebarometer um fast 10 auf minus 16,5 Punkte – das niedrigste Niveau seit März 2021 – abgerutscht ist, begründe „die Erwartung, dass eine Rezession unvermeidlich ist“, sagte Hübner. Nun gelte es, die Tiefe einer solchen Rezession auszuloten. Dazu sei die Erwartungskomponente zu betrachten – und die sehe noch beunruhigender aus. Mit −35,8 Zählern wurde der niedrigste Wert seit Dezember 2008, zum Höhepunkt der globalen Finanzkrise nach der Lehman-Pleite, gemessen. „Die Dynamik erinnert also in jeder Hinsicht stark an das Krisenjahr 2008“, betonte Hübner.

Analog zum Zusammenbruch des Finanzsystems sei nun die Gefahr des Kollapses der europäischen Energieversorgung. Der Unterschied: Während Notenbanken bei Liquiditätsengpässen im Finanzsystem prinzipiell in beliebiger Höhe Geld drucken und so eine Krise bekämpfen könnten, sei fehlendes Gas nicht ohne Weiteres zu ersetzen. Zudem wären praktisch alle Wirtschaftsbereiche negativ von einem Gas- oder Strom-Blackout betroffen. „Es wird also Zeit, dass die Regierungen den Ernst der Lage begreifen und wirksame Gegenmaßnahmen treffen“, forderte Hübner, denn auf die Europäische Zentralbank könne dieses Mal, so oder so, nicht gehofft werden.

Der Gesamtindex für Deutschland rutschte um 11,4 auf −24,2 Punkte, so tief wie im Mai 2020 im ersten Corona-Lockdown. Die Erwartungskomponente stürzte auf das Allzeittief von −34,8 Zählern. International sieht es laut Hübner nicht viel besser aus: In den USA werde eine Rezession immer wahrscheinlicher und Lateinamerika bleibe in einer Dauerrezession gefangen. Einzig die asiatische Region, angeführt von China, halte sich vergleichsweise gut.

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