Sentix-Umfrage

Börsianer setzen auf mild verlaufende Rezession

Börsianer trauen der Konjunktur zum Jahresstart wieder etwas mehr zu. Der Sentix-Geschäftsführer warnt aber angesichts des von niedrigem Niveau steigenden Barometers vor verfrühtem Optimismus.

Börsianer setzen auf mild verlaufende Rezession

ba Frankfurt

Börsianer trauen der Konjunktur zum Jahresstart wieder etwas mehr zu und zeigen sich so optimistisch wie zuletzt im vergangenen Sommer. Die Sentix-Konjunktur­erwartungen für den Euroraum sind im Januar um 3,5 auf −17,5 Punkte gestiegen. Mit dem dritten Plus in Folge notiert das Stimmungsbarometer damit auf dem höchsten Niveau seit Juni 2022. „Die Anleger hoffen auf eine mild verlaufende Rezession“, kommentierte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 1228 Investoren und institutionellen Anlegern. „Dennoch darf nicht verkannt werden, dass die Verbesserung immer noch auf einem niedrigen Niveau abläuft.“ Nach wie vor lägen sowohl die Lage- als auch die Erwartungskomponente „deutlich im Minus“. Die überraschend hohen Gasfüllstände, das mildere Winterwetter und die weiter stabilen Arbeitsmärkte trügen zur Abmilderung des ursprünglichen Rezessionspfades bei. In Summe bleibe das konjunkturelle Umfeld anspruchsvoll und die jüngsten Anstiege sollten nicht als generelle Trendwende fehlinterpretiert werden: „Die Rezessionsgefahren bleiben bestehen“, mahnte Hussy.

Sorge um US-Wirtschaft

Während mit Blick auf die deutsche Konjunktur ebenfalls Hoffnung aufkeimt, „dass eine schwere Rezession verhindert werden kann“, wie Hussy erklärt, fällt das Urteil für die US-Wirtschaft wieder etwas negativer aus als zuvor. Der Gesamtindex für Deutschland kletterte ebenfalls den dritten Monat in Folge, und zwar um 3,8 auf −16,5. Dies ist der höchste Stand seit Juni 2022. „Angetrieben wird dies unter anderem von nachlassenden Inflationssorgen“, sagte Hussy. Im Dezember war die Inflationsrate in nationaler Rechnung (VPI) unerwartet kräftig von 10,0% auf 8,6% zurückgegangen. Dies dürfte den Handlungsdruck auf die Europäische Zentralbank (EZB) zwar „etwas mindern“, doch dürfte sich erst in den kommenden Monaten zeigen, ob der Rückgang der Inflationsraten auch nachhaltig ist, betonte Hussy.

Das Barometer für die US-Wirtschaft verließ im Januar „seinen jüngsten Erholungspfad“ und rutschte auf −3,5 Punkte ab. In Summe sei die Wahrscheinlichkeit für eine Stagnation der US-Wirtschaft erneut angestiegen, hieß es beim Analysehaus Sentix. Es bestehe sogar die Gefahr, dass die Fed mit ihren sehr schnellen und historisch starken Zinsschritten nach oben überziehe und eine Rezession verursache.

Chinas Richtungswechsel hilft

Als auffällig bezeichnete Hussy die Entwicklung der Wirtschaftsregion Asien ex Japan: Dort liegt der Gesamtindex mit dem deutlichen Plus auf 1,4 Punkte wieder über der Nulllinie. „Das Einlenken in der restriktiven ‚No Covid‘-Strategie der chinesischen Regierung erzeugt Fantasie“, erklärte der Sentix-Chef.

Von dieser Fantasie ist in den Frühindikatoren (Composite Leading Indicators, CLI) der Industrieländerorganisation OECD für Dezember noch nichts zu sehen: Mit Ausnahme von Australien, Mexiko, Türkei und Südafrika wird ein langsameres Wachstum angezeigt. In den genannten Ländern wird hingegen mit einem stabilen Wachstum gerechnet.