Brasiliens Notenbank startet Kurswechsel mit großer Zinssenkung
Brasiliens Notenbank überrascht mit großer Zinssenkung
mpi Frankfurt
Ein Jahr nach der letzten Zinserhöhung hat Brasiliens Notenbank wie erwartet mit einer geldpolitischen Lockerung begonnen und die Zinsen gesenkt. Allerdings hat die Höhe des Zinsschritts die meisten Marktbeobachter überrascht. Statt um 25 Basispunkte senkten die Währungshüter den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 13,25%. Nur 11 der 41 von Blomberg befragten Analysten hatten damit gerechnet. Die Mehrheit war davon ausgegangen, dass sich die brasilianische Notenbank mit einem kleinen Zinsschritt begnügt.
Die Entscheidung der Währungshüter fiel keineswegs einstimmig aus. Vier der neun Ratsmitglieder hatten für eine Erhöhung um 25 Basispunkte gestimmt. Die Zentralbank „erwog die alternative Möglichkeit, den Selic-Zinssatz auf 13,50% zu senken, kam jedoch zu dem Schluss, dass es aufgrund einer Verbesserung der Inflationsdynamik angemessen sei, bei dieser Sitzung ein Tempo von 0,50 Prozentpunkten festzulegen“, heißt es in einer Stellungnahme der Notenbank.
Die Inflation in Brasilien hatte ihren Höhepunkt im April 2022 bei 12,1%, ist seitdem jedoch deutlich gesunken und lag im Juni bei 2,9%. Damit hat die brasilianische Notenbank ihr Inflationsziel bereits erreicht, das bei 3,25% liegt. In den kommenden Monaten dürften daher weitere Zinssenkungen folgen. Adriana Dupita, bei Bloomberg für Brasilien und Argentinien zuständige Ökonomin, geht davon aus, dass der Leitzins bis zum Jahresende auf 11,75% sinkt.
Mehrere Zentralbanken in Süd- und Mittelamerika haben ihre Zinspolitik jüngst gelockert oder dürften dies in den kommenden Monaten tun.