Geldpolitik

Britische Inflation sinkt auf Zweijahrestief

Die britische Inflation fällt auf ein Zweijahrestief und heizt an den Märkten Spekulationen über Zinssenkungen schon im ersten Halbjahr 2024 an. Doch BoE-Gouverneur Bailey behält den falkenhaften Ton bei.

Britische Inflation sinkt auf Zweijahrestief

Britische Inflation sinkt auf Zweijahrestief

Investoren hoffen auf Zinswende im ersten Halbjahr – Notenbank-Gouverneur: Noch zu früh

ast/Reuters Frankfurt

Die Inflation in Großbritannien geht stärker als erwartet zurück und lässt Investoren eine Zinswende in der ersten Hälfte des kommenden Jahres erwarten. Die Teuerungsrate fiel im November merklich auf 3,9%, nach 4,6% im Oktober, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch mitteilte. Vor allem die Preisentwicklung im Verkehrssektor und bei Kraftstoffen trug dazu bei, dass die Teuerungsrate auf das niedrigste Niveau seit September 2021 sank. Von Reuters befragte Volkswirte hatten nur einen Rückgang auf 4,4% auf dem Zettel. Auch wenn das Inflationsziel der Notenbank von 2,0% bei weitem nicht erreicht ist, steigen die Wetten auf Zinssenkungen.

An den Terminmärkten wird für Mai fest mit einer Lockerung gerechnet. Insgesamt könnte das Zinsniveau 2024 demzufolge um mehr als 1,35 Prozentpunkte sinken. Die Bank of England (BoE) hatte den geldpolitischen Schlüsselsatz zuletzt bei 5,25% belassen. Die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses (MPC) hatten nach 14 Zinsschritten in Folge im September die Füße erstmals stillgehalten und auch im November pausiert. Wer damals aber bereits auf erste Hinweise zum Timing einer Lockerung gehofft hatte, wurde enttäuscht.

Sunak will Inflation halbieren

„Wir haben dieses Jahr viel erreicht“, sagte Andrew Bailey, der Gouverneur der Notenbank. „Aufeinanderfolgende Zinserhöhungen haben dazu beigetragen, die Inflation von mehr als 10% im Januar auf 4,6% zu drücken. Wir haben aber noch ein Stück Weg vor uns.“ Für Spekulationen über Zinssenkungen sei es aber noch zu früh. Mit Blick auf den taubenhaften Ton der Fed halten Beobachter den "hawkishen" Weg der BoE, um Zinsspekulationen einzudämmen, für aussichtslos.

Das Pfund fiel nach den überraschend niedrig ausgefallenen Inflationsdaten zum Dollar. Und die Renditen britischer Staatsanleihen sanken deutlich. Finanzminister Jeremy Hunt sieht die Notenbank trotz des stärker als erwartet nachlassenden Preisdrucks noch nicht am Ziel: "Die Inflation sinkt nie geradlinig", sagte der konservative Politiker vor der Presse. "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Gesamtinflation im ersten Quartal 2025 auf zwei Prozent zurückkehren wird", schreiben die Volkswirte von Unicredit. Der britische Premierminister Rishi Sunak, dem 2024 Wahlen ins Haus stehen, hat die Halbierung der Inflation im Jahr 2023 zu seiner obersten Priorität gemacht und dürfte dieses Ziel auch erreichen.

Auch die sogenannte Kerninflation, bei der die Energie- und Lebensmittelpreise außen vor bleiben, ging im November auf der Insel stärker als erwartet zurück – und zwar auf eine Jahresrate von 5,1% nach 5,7% im Oktober. Und die Inflationsrate im Dienstleistungssektor – die die BoE als Maß für die im Inland erzeugte Teuerung besonders stark beachtet – sank auf 6,3 von 6,6% im Vormonat.

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