Großbritannien

Britische Regierung gibt Wohnungsbauziele auf

Die britische Regierung hat im Streit mit rebellischen Hinterbänklern nachgegeben. Verbindliche Ziele für den Wohnungsbau wird es nicht geben. Auch bei Onshore-Windparks zeichnet sich ein Rückzieher ab.

Britische Regierung gibt Wohnungsbauziele auf

hip London

Die britische Regierung hat ihre verbindlichen Ziele für den Wohnungsbau aufgegeben, nachdem sich eine Revolte von 60 Tory-Hinterbänklern abgezeichnet hatte. Sie wollten das Levelling Up & Regeneration Bill nicht mittragen – ein für Premierminister Rishi Sunak ganz wesentliches Gesetz, das für eine Angleichung der Lebensverhältnisse in allen Landesteilen sorgen soll. Aus den verordneten Zielen wurden Empfehlungen. Der zuständige Minister Michael Gove bestand gleichwohl darauf, dass das Wahlversprechen, 300 000 Wohnungen pro Jahr zu bauen, Bestand habe.

Auch im Streit um den Bau von Onshore-Windparks zeichnet sich ein Rückzug der Regierung ab. Boris Johnson und Liz Truss führen 34 Abgeordnete an, die dafür sorgen wollen, dass solche Projekte schnell an den Start gehen können. Sie sind zwar nicht verboten, aber praktisch unmöglich.

Unterdessen sorgt ein Gesetzentwurf für Diskussionen, der ein Recht auf flexibles Arbeiten für alle festschreiben will – und zwar ab dem ersten Arbeitstag. Dabei geht es nicht nur um das Arbeiten aus dem Homeoffice, sondern auch um Modelle wie Job-Sharing. Bislang mussten Arbeitnehmer 26 Wochen warten, wenn ihnen an solchen Vereinbarungen gelegen war. Wenn ein Arbeitgeber solchen Wünschen nicht nachkommen könne, müsse er alternative Optionen mit den Mitarbeitern diskutieren, bevor er ihre Gesuche ablehne, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. „Wir würden es gerne sehen, dass die Regierung viel weiter geht, um sicherzustellen, dass flexibles Arbeiten nun zur Norm wird“, sagte Frances O’Grady, Generalsekretärin des Gewerkschaftsverbands TUC.

Einzelhandel kämpft

Wie der Einzelhandelsverband BRC mitteilte, wuchs der Umsatz der Branche im vom Black Friday geprägten November im Vorjahresvergleich um 4,2 % – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu dem für Oktober ermittelten Plus von 1,6 %. Allerdings bewegt sich das Wachstum deutlich unterhalb der Inflation. Es wurde also weniger abgesetzt. Haushaltsgeräte, Schuhe und Möbel waren gefragt. Für Spielzeug, Computer und Babyausstattung geht es seit Monaten bergab. „Zu Beginn der entscheidenden letzten Wochen des Jahres werden die Einzelhändler hoffen, dass sich die Verbraucher auf den Wohlfühlfaktor Weihnachten konzentrieren“, sagte KPMG-Einzelhandelsexperte Paul Martin. Der BRC erstellt seinen Einzelhandelsindex in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft. Für viele Einzelhändler, denen steigende Kosten zu schaffen machen, könne es in den kommenden Wochen ums Überleben gehen.