Britische Teuerung geringer als erwartet

Ökonomen: Höhepunkt möglicherweise erreicht - Pfund-Kurs gibt nach

Britische Teuerung geringer als erwartet

ste London – Der Anstieg der Verbraucherpreise in Großbritannien hat sich im Juni auf 2,9 % im Vorjahresvergleich von 2,7 % im Mai beschleunigt und damit das höchste Niveau seit April 2012 erreicht. Wie das nationale Statistikamt ONS mitteilte, sorgten vor allem höhere Kosten für Bekleidung und Schuhe sowie für Benzin für den Preisauftrieb. Dämpfend wirkten sich demnach weniger stark gestiegene bzw. gesunkene Kosten für Flugtickets und Lebensmittel aus. Unter dem Strich fiel die Teuerungsrate jedoch niedriger aus als erwartet. Von Reuters und Bloomberg erfasste Ökonomen hatten im Schnitt mit 3,0 % gerechnet.Dem neuen Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, blieb damit erspart, schon gut zwei Wochen nach seinem Antritt in einem offenen Brief dem britischen Finanzminister darzulegen, warum das Inflationsziel von 2 %, das auf der Insel ununterbrochen seit November 2009 übertroffen wird, verfehlt wurde. Der britische Notenbankchef ist zu einem solchen Schreiben verpflichtet, sobald die Teuerungsrate einen Prozentpunkt vom Zielwert abweicht.Deutsche-Bank-Ökonom George Buckley sprach von “ermutigenden Neuigkeiten”. Die Juni-Rate könne die Spitze in diesem Jahr markiert haben, ein Rückgang der Inflation Richtung Zielwert sei bis Jahresende zu erwarten. Davon geht auch Commerzbank-Volkswirt Peter Dixon aus. Sorgen am Markt, die britische Teuerungsrate sei zu hoch, um Mut zu fassen, wirke die Juni-Rate entgegen. Von einem schnellen Rückgang sei aber nicht auszugehen – eine Meinung, die bei Barclays geteilt wird.Die Bank of England, die mittelfristig eine Rückkehr zum Inflationsziel prognostiziert hat, ist eine der wenigen westlichen Notenbanken, die sich mit erhöhten Teuerungsraten auseinandersetzen muss. Sie hatte im Mai in Aussicht gestellt, dass sich der Anstieg der Verbraucherpreise als Folge höherer Kosten für Strom und Gas und für importierte Güter und Rohstoffe im Zuge eines schwächeren Pfund gegenüber dem Dollar kurzfristig auf mehr als 3 % beschleunigen könnte.Die britische Währung schwächte sich nach Bekanntwerden der Inflationsziffer gegenüber Euro und Dollar ab. Bloomberg sprach von einer “Underperformance” in den vergangenen Wochen angesichts von Spekulationen, der neue Chef der Bank of England werde Wert auf eine lockere Geldpolitik zur Unterstützung des bisher kaum spürbaren Aufschwungs legen. Die Juni-Teuerungsrate könnte den Spielraum für zusätzliche Maßnahmen, so für die Ausweitung des im November bei 375 Mrd. Pfund ausgesetzten Programms zum Ankauf von Staatsanleihen, vergrößern. In der ersten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses der Notenbank unter Carneys Leitung am 3. und 4. Juli votierten die neun Mitglieder gegen Änderungen.