Konsumklima

Britische Verbraucher blasen Trübsal

Die britischen Verbraucher sind schlechter gestimmt als während der Pandemie oder der Finanzkrise. Doch den jüngsten Einkaufsmanagerindizes zufolge expandiert die Wirtschaft noch.

Britische Verbraucher blasen Trübsal

hip London

Die Stimmung in der britischen Wirtschaft hat sich in den vergangenen Wochen eingetrübt. Der vom Finanzdatenanbieter S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex (Flash PMI) für das verarbeitende Gewerbe ging im Juli von 52,8 auf 52,2 Punkte zurück. Der Index für das im Vereinigten Königreich dominante Dienstleistungsgewerbe fiel von 54,3 auf 53,3 Zähler. Volkswirte hatten im Schnitt mit niedrigeren Werten gerechnet. Allerdings bewegen sich beide Indizes noch oberhalb der Schwelle von 50 Punkten. Erst wenn sie unterschritten wird, zeichnet sich ab, dass die Wirtschaft schrumpft.

Für den Volkswirt Chris Williamson von S&P Global Market Intelligence deuten die Daten auf ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 % im Juli hin. Vorauseilende Indikatoren deuteten allerdings auf eine weitere Verlangsamung hin. „Alles in allem scheint sich die Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität in den vergangenen drei Monaten in Großbritannien sachter vollzogen zu haben als in Europa“, schreiben die Volkswirte von Barclays in einem Kurzkommentar. Das könnte den geldpolitischen Falken vor dem Zinsentscheid der Bank of England am 4. August Rückenwind verschaffen. Den Einkaufsmanagern zufolge gibt es Anzeichen dafür, dass der Preisdruck nachlässt. Unternehmen berichteten von niedrigeren Rohstoffpreisen und einer Stabilisierung bei den Treibstoffkosten. Die Abwertung des Pfund gegen den Dollar und steigende Löhne wirkten allerdings in die andere Richtung.

Problematischer als die Ergebnisse der Blitzumfragen unter Einkaufsmanagern ist, dass auch das Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. und die damit verbundenen zusätzlichen Feiertage einen Rückgang des Einzelhandelsumsatzes im Juni nicht verhindern konnten. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, sank er um 0,1 %. Volkswirte hatten ein Minus von 0,2 % erwartet.

Das vom Marktforscher GfK erhobene Verbrauchervertrauen verharrte auf dem Rekordtief von −41 Punkten. „Diese Zahl lässt sich nicht schönreden“, schrieb die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins in einer ersten Einschätzung. „Das Rekordtief zeigt, dass die Nation deprimierter ist als während der Pandemie oder während der weltweiten Finanzkrise.“ Angesichts des sich weiter aufbauenden Inflationsdrucks, steigender Zinsen, zunehmender Arbeitskämpfe, innenpolitischer Ungewissheit und des anhaltenden Krieges in der Ukraine falle es schwer, für die kommenden Monate mit einer Verbesserung der Stimmung zu rechnen.

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