SORGEN UM DIE DEUTSCHE KONJUNKTUR

Bundesbank sorgt sich wegen des Coronavirus

Dämpfer für Exporte und Risiko für Lieferketten

Bundesbank sorgt sich wegen des Coronavirus

ms Frankfurt – Während sich das Coronavirus weiter rasant ausbreitet, nimmt auch in Deutschland die Diskussion über mögliche wirtschaftliche Auswirkungen und Gegenmaßnahmen zu. Die Bundesbank warnte in ihrem gestern veröffentlichten Monatsbericht vor neuen Konjunkturrisiken durch das Virus. Die FDP forderte einen Krisengipfel von Politik und Wirtschaft. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zeigt sich dagegen noch relativ entspannt.Mit dem Coronavirus sei “ein neues Risiko hinzugekommen”, so die Bundesbank – zu Problemen wie etwa den globalen Handelskonflikten. Laut Bundesbank dürfte ein vorübergehender Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage in China die deutsche Exportaktivität dämpfen. “Zudem könnten einige globale Wertschöpfungsketten durch die getroffenen Sicherheitsvorkehrungen beeinträchtigt werden. Lieferengpässe in einzelnen Branchen hierzulande wären die Folge.” Auch deshalb erwartet die Bundesbank im ersten Quartal 2020 keine Beschleunigung der deutschen Konjunktur.Die Bundesbank hob hervor, dass seit Mitte Januar 2020 das öffentliche Leben in China wegen des Coronavirus weitgehend lahmgelegt sei. “Vor diesem Hintergrund zeichnet sich für das laufende Quartal eine erhebliche Beeinträchtigung der Wirtschaftsaktivitäten ab.” Mehr noch: “Die Wachstumseinbußen könnten spürbar höher ausfallen als während der Sars-Epidemie von 2002/2003, bei der die Zahl der Infizierten deutlich kleiner war und die Behörden weniger rigoros reagiert hatten.” Zugleich glaubt aber auch die Bundesbank, dass sich die Wirtschaftstätigkeit wieder zügig normalisieren werde, sobald die Krankheitswelle eingedämmt sei.Vergangene Woche hatte die Deutsche Bank mit einer Analyse aufhorchen lassen, dass die deutsche Wirtschaft auch wegen des Coronavirus in eine “technische Rezession” stürzen könnte – also eine Situation mit zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mit schrumpfender Wirtschaftsleistung. Zwar bewahrheitete sich die Deutsche-Bank-Sorge eines BIP-Rückgangs im vierten Quartal 2019 nicht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte. Trotzdem nehmen Rezessionsängste wieder zu.Tatsächlich droht Deutschland durch das Coronavirus vor allem über drei Kanäle Ungemach: Zum einen sind da direkte Einbußen wegen des Nachfrageausfalls in China. Die Volksrepublik ist Deutschlands wichtigster Handelspartner. Zum anderen kann es zu Störungen in den grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten kommen. Die deutsche Wirtschaft ist international stark verflochten. Und zum dritten kann die Krise enorme Vertrauensschäden auslösen – etwa mit Blick auf die Investitionsbereitschaft.Wie stark die deutsche Wirtschaft aber tatsächlich getroffen wird, darüber rätseln die Ökonomen weiter (siehe auch Umfrage unten). “Die ökonomischen Auswirkungen lassen sich bislang noch nicht seriös beziffern”, sagt Carsten Klude, Chefvolkswirt von M.M. Warburg. FDP fordert KrisengipfelWirtschaftsminister Altmaier versuchte derweil, Sorgen um bedrohliche Auswirkungen durch das Coronavirus für die globale Konjunktur zu beschwichtigen. “Im Augenblick glaube ich, dass dadurch keine große Belastung der Weltwirtschaft einhergeht”, sagte er im Deutschlandfunk: Er sei mit den deutschen Wirtschaftsverbänden im Gespräch. FDP-Fraktionsvize Michael Theurer forderte die Regierung dagegen auf, einen Krisengipfel mit der Wirtschaft einzuberufen und Risikovorsorge zu treffen. Ein weltweites Rezessionsrisiko sei durch die Globalisierung heute höher als bei Sars 2002 und 2003, sagte Theurer zu dpa-afx.