Bundesnetzagentur warnt vor einer Stromlücke
Netzagentur warnt vor einer Stromlücke
Neue Kraftwerke gefordert – DIHK schlägt Änderungen bei Energiewende vor
ahe Berlin
Die Bundesnetzagentur hat den schnellen Bau von neuen Gaskraftwerken angemahnt, weil es ansonsten zu Problemen bei der Versorgungssicherheit kommen könnte. Diese sei weiterhin gewährleistet, wenn der Ausbau Erneuerbarer Energien in den nächsten zehn Jahren wie geplant verlaufe und bis 2035 zusätzliche steuerbare Stromerzeugungskapazitäten von bis zu 22,4 Gigawatt (GW) errichtet würden, erklärte die Bonner Regulierungsbehörde in einem am Mittwoch vorgelegten Monitoring-Bericht. Verzögere sich die Energiewende, müssten bis 2035 sogar neue Kapazitäten von bis zu 35,5 GW ans Netz gehen.
Reiche sieht schon jetzt angespannte Netzsituationen
Damit bekräftigte die Netzagentur im Grundsatz Aussagen aus ihrem letzten Monitoring 2022, in dem von neuen Kraftwerkskapazitäten von 17 bis 21 GW die Rede war, die bis 2030 aufgebaut werden sollten. Die Bundesregierung ist derzeit mit der EU-Kommission über das geplante Kraftwerkssicherheitsgesetz im Gespräch. Union und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, bis zu 20 GW an neuen Gaskapazitäten auszuschreiben. Die Ausschreibungen sollten eigentlich noch in diesem Jahr beginnen.
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche erklärte, es gebe schon jetzt „angespannte Netzsituationen an besonderen Tagen und bei besonderen Wetterlagen“. Das Stromnetz dürfe nicht auf Kante genäht werden. Der Bericht der Netzagentur zeige, „dass wir Handlungsbedarf haben“. Reiche will in Kürze noch einen eigenen Monitoringbericht zum Stand der Energiewende vorlegen.
Studie zeigt Einsparpotenzial
Laut Bundesnetzagentur können neue flexible Stromverbraucher wie etwa Wärmepumpen, Speicher, Elektroautos oder Elektrolyseure einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Dieses Potenzial müsse gehoben werden. Speicher würden eine immer wichtigere Funktion einnehmen. Schon heute könnten sich besonders Batteriespeicher im Strommarkt refinanzieren, wie die aktuelle Ausbaudynamik beweise.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) legte am Mittwoch unterdessen eine neue Studie vor, die hohe langfristige Einsparpotenziale im Bereich der Energiewende zeigte. Der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks schlug zugleich vor, die benötigten zusätzlichen Kraftwerkskapazitäten nicht über Ausschreibungen, sondern über marktwirtschaftliche Anreize auf den Weg zu bringen – etwa eine Absicherungspflicht für Stromversorger.
Erneuerbare-Energien-Förderung einschränken
Laut der Studie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Frontier Economics könnten die Kosten des deutschen Energiesystems in den nächsten 25 Jahren, also von 2025 bis 2049, insgesamt 4,8 bis 5,5 Bill. Euro betragen. Mit einem Kurswechsel in der Energiepolitik ließen sich bis zu 910 Mrd. Euro einsparen, also bis zu 17%. Dercks forderte insbesondere eine bessere, übergreifende Netzplanung, ein Auslaufen der Erneuerbaren-Energie-Förderung für bereits wirtschaftliche Anlagen sowie einen kosteneffizienteren Energiemix, unter anderem mit blauen Wasserstoff, Biomethan und CCS.