Konjunktur

China kämpft sich aus dem Lockdown-Modus

Die Aussicht auf ein Ende der Zero-Covid-Strategie hellt die Stimmung in Industrie und Dienstleistungssektor auf. Allerdings war diese zuletzt auf ein rekordtiefes Niveau gesunken – die Erholung dürfte daher dauern.

China kämpft sich aus dem Lockdown-Modus

nh Schanghai

Chinas Wirtschaftsaktivität hat sich im Mai den dritten Monat in Folge auf Schrumpfungskurs befunden, allerdings lässt der Grad der Entschleunigung nach, zeigen die neuen Einkaufsmanagerdaten vom Dienstag. Sowohl in der Industrie als auch bei den Dienstleistern haben die Beeinträchtigungen durch den harten Lockdown in Schanghai und Restriktionen in zahlreichen anderen Großstädten tiefe Spuren hinterlassen. Dennoch sorgt die Aussicht auf eine Eindämmung der Omikron-Ansteckungswelle in China und den raschen Abbau der Mobilitätsrestriktionen für eine Stimmungsverbesserung.

Vor allem in der Industrie zeichnet sich eine Rückkehr zu gewohntem Wachstum ab. Der offizielle Pur­chasing Manager Index (PMI) des Statistikbüros kletterte im Mai auf 49,6 Punkte und liegt damit nur noch knapp unterhalb der Schwelle von 50 Punkten, die ein Wachstum der Produktion im Vergleich zum Vormonat signalisiert. Im April allerdings war das Barometer vor allem wegen des Lockdown in Schanghai als Chinas wichtigstem Handels- und Industriezentrum auf 47,4 Punkte abgesackt, was den zweitniedrigsten Monatswert nach dem ersten Pandemieschock vom Februar 2020 bedeutet.

Auch im Dienstleistungssektor steigt die Stimmung von einem ex­trem tiefen Niveau ausgehend wieder. So kletterte der nicht nur das reine Dienstleistungsspektrum, sondern auch die Bauwirtschaft mit einschließende Non Manufacturing PMI des Statistikbüros von 41,9 auf 47,8 Punkte. Die China-Ökonomen bei Nomura rechnen damit, dass die zum 1. Juni offiziell eingeläutete Aufhebung des Lockdown in Schanghai zu einer raschen Belebung der landesweiten Industrieproduktion beitragen wird, so dass das verarbeitende Gewerbe bereits im Juni wieder ins Wachstumsterritorium treten dürfte.

Für die Dienstleister sind die Aussichten allerdings weniger rosig, weil die Öffnungsschritte in Einzelhandel und Gastgewerbe wesentlich langsamer erfolgen werden und zudem von einer längeren Durststrecke ausgegangen werden muss, bis es zu einer vollen Wiederaufnahme des Reiseverkehrs und einer Erholung in Bereichen wie Tourismus, Hotelgewerbe sowie im Messewesen kommen wird. Im weiteren Wochenverlauf dürften die privaten Einkaufsmanagererhebungen für In­dustrie und Dienste des Wirtschaftsmagazins „Caixin“ Aufschluss darüber geben, wie sich die Situation in der Privatwirtschaft und bei kleineren und mittleren Unternehmen darstellt.

Seitens der chinesischen Regierung, die nach monatelangem Festhalten an einer extrem rigiden Corona-Restriktionspolitik (Zero Covid) erst kürzlich Konjunkturalarm geschlagen hatte, werden nun Stützungsinitiativen formuliert, die zu einer Stabilisierung der Wirtschaft im noch laufenden zweiten Quartal und einem stimulusgeleiteten Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte führen sollen. Am Dienstag kündigte das Pekinger Regierungskabinett ein neues „Unterstützungspaket“ mit Finanzhilfen, Steuerrabatten und Beschäftigungssicherungsmaßnahmen an und versprach zudem ein besonders „freundliches Investitionsklima“ für ausländische Unternehmen.