China kann Konsum nicht anheizen
China kann Konsum nicht anheizen
Neuer DĂ€mpfer am HĂ€usermarkt â Staatliches Kaufprogramm soll aus der Krise fĂŒhren
nh Schanghai
Kommentar Seite 2Neue Konjunkturdaten aus China wecken Zweifel an einem reibungslosen Erholungskurs der weltweit zweitgröĂten Volkswirtschaft. In Sachen Industrieproduktion sind eindeutige Dynamikfortschritte erkennbar. ErnĂŒchterung bringt jedoch ein stark gebremstes Wachstum der EinzelhandelsumsĂ€tze, als klares Indiz fĂŒr schleppenden Konsum der privaten Haushalte. Hinzu kommen erneut schlechtere Immobilienmarktdaten.
Schleppendes Tempo im Einzelhandel
Chinas Industrieproduktion ist im April um 6,7% nach zuvor 4,5% im MĂ€rz gegenĂŒber dem Vorjahresmonat gewachsen. Damit wurde die AnalystenschĂ€tzung von 5,5% um einiges ĂŒbertroffen. Der Dynamikschub ist in erster Linie auf eine Exportbelebung zurĂŒckzufĂŒhren. Dem stehen allerdings Schleifspuren bei der Binnennachfrage gegenĂŒber. Aus dem neuen Datenkranz fĂŒr April ragt ein alarmierend niedriges Wachstum der EinzelhandelsumsĂ€tze von 2,3% heraus. Das ist der niedrigste Wert seit Dezember 2022, als Chinas Wirtschaft noch von Corona-Restriktionen gezeichnet war. Die Experten hatten mit einem Anziehen der Konsumausgaben um knapp 4% gerechnet.
Immobilienpreise rutschen
Massiv angekurbelte Investitionen fĂŒr Infrastrukturprojekte sowie in staatlich geförderten Industriebranchen sorgen dafĂŒr, einen RĂŒckgang der Investitionen im Immobiliensektor von knapp 10% in den ersten vier Monaten des Jahres zu kompensieren. Die Probleme im Sektor werden jedoch von einem beschleunigten Niedergang der Wohnungspreise weiter verschĂ€rft. Landesweit sind sie im April um 0,6% bei Neuwohnungen und knapp 1% bei Gebrauchtimmobilien gegenĂŒber Vormonat abgeglitten. Das bedeutet die stĂ€rkste Schrumpfungsbewegung seit November 2014.
Der Staat als WohnungskÀufer
Peking hat die dĂŒsteren Wohnungsmarktdaten zum Anlass genommen, bislang vage umrissene PlĂ€ne fĂŒr eine Stabilisierung der HĂ€usernachfrage noch am Freitag zu konkretisieren. Lokalregierungen und Staatsunternehmen sind nun aufgefordert, ĂŒberschuldeten Immobilienentwicklern unverkaufte Wohnungen abzunehmen und ihnen so neue LiquiditĂ€t zu verschaffen. Die Initiative wird mit einer Finanzierungslinie der Zentralbank in Höhe von 300 Mrd. Yuan (39 Mrd. Euro) unterfĂŒttert.
Anschub von Hypokrediten
Die Zentralbank kĂŒndigt zudem an, bislang geltende Untergrenzen fĂŒr Hypothekenzinsen beim Wohnungserwerb abzuschaffen. DarĂŒber hinaus soll die Mindestanzahlungsrate fĂŒr ErstkĂ€ufer auf 15% und bei Zweitwohnungen auf 25% gesenkt werden. Davon verspricht man sich ein Ankurbeln der zuletzt alarmierend niedrigen Hypothekenkreditnachfrage.