China signalisiert vorsichtigeres Wachstum

Staatspräsident hebt Umweltschonung hervor - Privatunternehmen treiben Industriegewinne an

China signalisiert vorsichtigeres Wachstum

nh Schanghai – Die chinesische Regierung sendet immer neue Signale, dass man sich mit einem moderateren Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte abfindet. Staatspräsident Xi Jinping betonte nach einer Sitzung der obersten Parteiführung, dass es keine Bereitschaft gebe, mit kurzfristigen Wachstumsschüben die chinesische Umwelt neuen Belastungen auszusetzen. Im Rahmen der raschen Urbanisierung Chinas müsse die industrielle Entwicklung stärker nach ökologischen Prioritäten ausgerichtet werden.Gleichzeitig verabschiedete der chinesische Staatsrat neue Maßnahmen zur stärkeren Besteuerung von ressourcenaufwendigen und umweltbelastenden Produkten. Premierminister Li Keqiang hatte kürzlich chinesischen Konjunkturstimulierungsprogrammen eine Absage erteilt und beschleunigte marktwirtschaftliche Reformen mit der Öffnung von staatlichen Sektoren für private Investitionen angekündigt. Das chinesische Wachstum müsse stärker von privatwirtschaftlichen Impulsen getragen werden, sagte er.Jüngste Daten zur Ertragsentwicklung im Industriesektor zeigen auch, dass die Gewinndynamik derzeit vor allem von Privatunternehmen hochgehalten wird. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres kletterten ihre Gewinne um knapp 18% gegenüber Vorjahr, während sie bei den staatlichen Industrieunternehmen nur um 2,7% zulegten, wie eine Aufstellung des chinesischen Statistikbüros zeigte. Insgesamt erzielten die chinesischen Industriefirmen im April Gewinne über 437 Mrd. Yuan (55 Mrd. Euro), was einem Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,3% entspricht. Damit zeichnet sich allerdings eine leichte Entschleunigung ab. Im ersten Quartal legten die Industriegewinne um gut 12% gegenüber Vorjahr zu.In der vergangenen Woche hatte ein Einkaufsmanagerindex an den Märkten für Alarm über ein nachlassendes Wachstumstempo der chinesischen Industrieproduktion gesorgt. Analysten befürchten, dass demografische Faktoren für ein Nachlassen der wachstumstreibenden Migration von ländlichen Regionen in industrielle Ballungsgebiete sorgt. Einer am Montag verbreiteten Statistik zufolge zeigt sich das Lohnwachstum von Wanderarbeitern stark gebremst. Im Jahr 2012 kletterte der durchschnittliche Monatslohn dieser Beschäftigungsgruppe um 11,8% auf 2290 Yuan (300 Euro), während er im Jahr 2011 noch um gut 21% zugelegt hatte. Zum Jahresende 2012 wurden in China 262,6 Millionen Wanderarbeiter aus ländlichen Regionen gezählt, ein Plus von 3,9%. In den Vorjahren hatte der Zuwachs klar über 4% gelegen.