China überrascht mit hohem Tempo

BIP-Wachstum hält sich auch im zweiten Quartal bei 6,9 Prozent - Industrieproduktion auf höheren Touren

China überrascht mit hohem Tempo

Chinas Wirtschaft zeigt sich auch zur Jahresmitte noch in ausgesprochen robuster Verfassung. Entgegen den Erwartungen wird die Wachstumsbeschleunigung auf 6,9 % vom Jahresbeginn nun auch über das zweite Quartal hinweg gehalten. Vor allem seitens der Industrieproduktion, aber auch vom Außenhandel kommen neue Impulse. China-Experten gehen dennoch davon aus, dass die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft in der zweiten Jahreshälfte wieder etwas an Schwung verlieren wird.nh Schanghai – Chinas Konjunktur ist im Frühjahr flotter vorangekommen als von den Ökonomen erwartet. Auch im zweiten Quartal wird ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gegenüber der Vorjahresperiode von 6,9 % erreicht. Die Analysten hatten indes einhellig mit einem Zuwachs von höchstens 6,8 % gerechnet.Das Wachstum der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft hatte sich nach einer lange anhaltenden Abkühlungsperiode im vergangenen Jahr auf 6,7 % ermäßigt. Seit dem Herbst jedoch sieht man eine positive Wende. In diesem Jahr legt die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft eine leichte Belebungstendenz an den Tag, wobei sich vor allem der Industriesektor mit einem unerwartet robusten Wachstum positiv abhebt. Gleichzeitig macht der chinesische Außenhandel mit zweistelligen Wachstumsraten sowohl bei den Exporten wie auch den Einfuhren zunehmend Freude.Die am Montag vom Pekinger Statistikbüro parallel verbreiteten Daten zur Wirtschaftsleistung im Juni bringen ebenfalls eine positive Überraschung. Die Industrieproduktion ist im Juni um 7,6 % gegenüber Vorjahr gewachsen, hier hatten die Analysten nur 6,5 % auf dem Zettel. Im verarbeitenden Sektor hatte man in den ersten Monaten des Jahres von einem Rohstoffboom und einem kräftigen Anziehen der Erzeugerpreise profitiert. Zwar scheint sich wieder eine Normalisierung abzuzeichnen, doch profitieren Schwerindustriesektoren wie beispielsweise die Stahlbranche weiterhin von entsprechenden Impulsen. Immobiliensektor hält standAuch die Bauwirtschaft läuft weiter auf hohen Touren, wobei sich die Preisdämpfungsbemühungen am Wohnimmobilienmarkt bislang kaum negativ auf Immobilieninvestitionen ausgewirkt zu haben scheinen. Zwar sah man hier eine leichte Entschleunigung im zweiten Quartal, doch färbt der Immobilienmarkt bislang keineswegs negativ auf das Wirtschaftsvertrauen ab, zumal sich auch immobilienverwandte Dienstleistungen dynamisch entwickeln.In Verbindung mit fiskalischen Impulsen und der Ankurbelung von Infrastrukturinvestitionen halten die im vergangenen Jahr deutlich abbröckelnden Anlageinvestitionen nun wieder Schritt. Im Juni sah man eine weitere leichte Beschleunigung, nach der sich für die erste Jahreshälfte nun ein Wachstum der chinesischen Anlageinvestitionen von 8,6 % gegenüber der Vorjahresperiode nach zuvor 8,5 % einstellt.Zur hohen Dynamik im Industriesektor und investmentgeleiteten Impulsen kommt eine relativ flotte Konsumkonjunktur hinzu. Chinas Einzelhandel und insbesondere der E-Commerce-Bereich scheinen weiter zu brummen. Zuletzt sah man im Juni einen Anstieg der Einzelhandelsumsätze gegenüber Vorjahresmonat von unerwartet hohen 11 %, über die erste Jahreshälfte hinweg hat sich das Wachstum bei flotten 10,4 % eingependelt. Konsum als TreiberChinas schleichender Übergang zu einer stärker konsumgeleiteten Wirtschaft macht sich auch in der guten Performance des Dienstleistungssektors bemerkbar. Dieser konnte für sich genommen in der ersten Jahreshälfte ein Wachstum von 7,7 % hinlegen, wobei die Dienstleistungen einen weiter steigenden Anteil am chinesischen BIP von mittlerweile 54,1 % eingenommen haben. Insgesamt steuerte der Konsum 63,4 % des Wirtschaftswachstums in der ersten Jahreshälfte bei.Nachdem die von der chinesischen Regierung für 2017 gesetzte Wachstumszielmarke bei etwa 6,5 % zu Jahresbeginn noch recht ambitioniert wirkte, gibt es zur Jahresmitte keinerlei Zweifel mehr, dass das offizielle Wachstumsziel auch im Falle einer Entschleunigung der Wirtschaft in den kommenden Monaten sehr komfortabel eingehalten werden kann.Nach wie vor rechnen die Experten aber damit, dass Restriktionen am Immobilienmarkt zur Bekämpfung einer Wohnungspreisblase in Chinas Großstädten sich nach und nach deutlicher manifestieren werden und dabei auch die Aktivität im Immobiliensektor beeinträchtigen. Mögliche Bremsspuren werden auch im Zusammenhang mit der chinesischen Finanzstabilitätskampagne und der Bekämpfung der hohen Verschuldung im Unternehmenssektor gesehen. So gehen die Ökonomen davon aus, dass Peking auf eine restriktivere Geldpolitik setzt, zumal mit der hohen Wachstumsdynamik in der ersten Jahreshälfte ein gewisser Puffer aufgebaut wurde, um das diesjährige Wachstumsziel zu erreichen.