Robuste Nachfrage

Chinas Außenhandel federt Konjunktur­schwäche ab

Trotz Lieferkettenstörungen und anderen Disruptionen durch die Pandemie hat die anhaltend robuste globale Nachfrage nach chinesischen Produkten die Position des Exportweltmeisters im Welthandel weiter gefestigt.

Chinas Außenhandel federt Konjunktur­schwäche ab

nh Schanghai

– Mit einem erneut klar zweistelligen Zuwachs der Exporte und Importe im Dezember unterstreicht China eine anhaltende Außenhandelsdynamik, die im Jahr 2021 wesentlich dazu beigetragen hat, die Konjunktur der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft abzustützen. Neue Daten der Pekinger Zollbehörden vom Freitag zeigen, dass die Exporte im Dezember um knapp 21% gegenüber Vorjahresmonat geklettert sind, was im Rahmen der Erwartungen lag. Die Importe nach China zogen ebenfalls kräftig um 19,5% an; allerdings hatten die Analysten sogar mit einem höheren Wachstum von etwa 28% gerechnet.

Trotz Lieferkettenstörungen und anderen Disruptionen durch die Pandemie hat die anhaltend robuste globale Nachfrage nach chinesischen Produkten somit die Position des Exportweltmeisters im Welthandel weiter gefestigt und zur Kompensation von Schwungverlusten in anderen Industriebereichen beigetragen. Über das Gesamtjahr 2021 hinweg kletterten die chinesischen Ausfuhren um 30% auf 3,36 Bill. Dollar. Entsprechend verwundert es auch nicht, dass der Handelsüberschuss für 2021 alle bisherigen Rekorde sprengt. Der Saldo von 676 Mrd. Dollar liegt rund 30% über dem Vorjahreswert und etwa 10% über dem bisherigen chinesischen Rekord aus dem Jahr 2015.

Bei den chinesischen Einfuhren gab es mit einem Anstieg um 30% auf 2,69 Bill. Dollar erstmals seit drei Jahren wieder einen Zuwachs des Importwerts, wobei der treibende Faktor allerdings nicht die Volumenkomponente war, sondern der kräftige Preisanstieg bei Rohstoffen wie Erdöl, Gas, Kohle sowie Erzen und Metallen. China hat zwar die Importe aus den USA im zurückliegenden Jahr um gut 32% auf 180 Mrd. Dollar gesteigert; die Exporte in die USA wuchsen indes um 28% auf 576 Mrd. Dollar. Damit ist auch der für Kontroversen sorgende Handelsüberschuss gegenüber den USA im Jahr 2021 wieder kräftig um 25% auf fast 400Mrd. Dollar angewachsen.

Tatsächlich hat China seine Verpflichtungen aus dem Phase-1-Handelsabkommen mit den USA, also jenem Anfang 2020 vereinbarten Kompromisspaket zur Entschärfung des 2018 unter der Regierung von Donald Trump heftig aufgeflammten Handelsstreits, bei weitem nicht er­füllt. Dabei war vereinbart worden, dass China als Beitrag zur Reduzierung ihrer gewaltigen Handelsüberschüsse mit den USA über einen Zweijahreszeitraum bis Ende 2021 hinweg amerikanische Güter und Dienste in einem Wert importieren würde, der eine Vergleichsbasis aus dem Jahr 2017 um mindestens 200 Mrd. Dollar übersteigt.

Auf Basis von US-Exportdaten und Berechnungen von Research-Instituten hat China mit den Einfuhren der vergangenen zwei Jahre in den vereinbarten Produktgruppen nur etwa 60% der Vorgabe erfüllt. Derzeit ist noch nicht klar, ob die Zielverfehlung Gegenmaßnahmen von US-Seite nach sich ziehen wird. Zwar ist die Handelspolitik anders als zu Zeiten der Trump-Regierung nicht mehr der wichtigste Konfliktpunkt im angespannten bilateralen Beziehungsgeflecht, doch dürfte auch die Regierung von Präsident Biden bemüht sein, einen gewissen handelspolitischen Druck auszuüben.