Konjunktur

Chinas Außenhandel verliert an Schwung

Mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine und dem hartnäckigen Festhalten an einer „Nulltoleranzpolitik“ zu Corona sieht sich China nun auch einer eingetrübten Außenhandelsdynamik gegenüber.

Chinas Außenhandel verliert an Schwung

nh Schanghai

Mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine und dem hartnäckigen Festhalten an einer „Nulltoleranzpolitik“ zu Corona sieht sich China nun auch einer eingetrübten Außenhandelsdynamik gegenüber. Die am Mittwoch verbreiteten Daten der chinesischen Zollbehörden für die Außenhandelsentwicklung im März geben bereits einen Vorgeschmack auf weitere konjunkturelle Herausforderungen, die in einem Zusammenhang stehen mit den Kriegshandlungen und den von der Regierung verordneten harten Lockdown-Maßnahmen für die Provinz Schanghai und andere Gebiete.

Besonders auffällig ist die negative Entwicklung bei den chinesischen Importen. Sie sind im März um 0,1% gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken, nachdem es in den ersten zwei Monaten des Jahres noch einen Zuwachs um knapp 16% gegeben hatte. Tatsächlich wird nun erstmals seit August 2020 wieder eine Importschrumpfung in der Monatsstatistik ausgewiesen. Dabei spielen vor allem die harten Corona-Restriktionen eine Rolle, die verzögerte Zollabfertigungen und vor allem Lieferstaus in Seehäfen, allen voran Schanghai als weltgrößtem Containerumschlagplatz, nach sich ziehen. Es machen sich aber auch bereits Anpassungsreaktionen auf der Nachfrageseite bemerkbar. So hat insbesondere der scharfe Preisanstieg bei Erdöl, Gas und anderen Rohstoffen zu einer sofortigen Dämpfung der Nachfrage des weltgrößten Energieimporteurs China geführt.

Während die Importdynamik heftig schwächelt, hält Chinas Exportindustrie den geopolitischen und lieferkettenbezogenen Widrigkeiten zu­nächst weiter stand. Im März zogen die Ausfuhren um 14,7% gegenüber dem Vorjahresmonat an, was nur einen geringen Schwungverlust nach einem Plus von 16,3% in den ersten beiden Monaten darstellt. Allerdings betonen die Experten, dass sich vom Lockdown herrührende Lieferkettenstörungen und Produktionsunterbrechungen in zahlreichen Sektoren in den kommenden Monaten noch verstärken und dann auch die Exportindustrie immer mehr in Mitleidenschaft ziehen dürften. Damit droht China eine schwere Beeinträchtigung des Außenhandels, der sich im vergangenen Jahr als ein besonders wichtiger Wachstumstreiber für die Wirtschaft erwiesen hatte. 2022 dürfte er einen geringeren Beitrag zum Wachstum leisten.