Omikron-Variante

Chinas Corona-Mauer bekommt Risse

Kurz vor Beginn der Olympischen Winterspiele nehmen die Sorgen vor einer Ausbreitung der Omikron-Variante zu. Nach Xi‘an ist die zweite Großstadt im totalen Lockdown.

Chinas Corona-Mauer bekommt Risse

nh Schanghai

In China wachsen Befürchtungen, dass bis dato erfolgreich angewandte Restriktionsmaßnahmen zur Begrenzung von Corona-Ansteckungen nicht ausreichen werden, um letztlich eine großflächigere Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. Landesweit wurden am Dienstag 110 Neuinfektionen gemeldet, die durch lokale Transmission entstanden sind, also nicht bei Einreisenden nach China entdeckt wurden. Trotz dieser minimalen Inzidenzrate für die 1,4 Milliarden starke Bevölkerung herrscht mittlerweile Alarmstimmung in der chinesischen Regierung. Diese setzt alles daran, unmittelbar vor den am 4. Februar beginnenden Olympischen Winterspielen in Peking die totale Kontrolle über die Pandemie im Allgemeinen und die neue Omikron-Variante im Besonderen zu behalten.

Nach dem Bekanntwerden von ersten Ansteckungen mit der Delta-Variante im Juli 2020 war es der Regierung gelungen, mit harten Beschränkungsmaßnahmen und Massentests einzelne „Brandherde“ beispielsweise in der Provinz Jiangsu, der Inneren Mongolei und in Grenzgebieten zu Myanmar zu löschen und eine simultane Verbreitung des Virus in wichtigen Ballungsgebieten zu verhindern. Nun aber sind fast exakt zwei Jahre nach dem ursprünglichen Corona-Ausbruch in Wuhan erstmals wieder Millionenstädte komplett im Lockdown.

Am Dienstag wurde die zwar wirtschaftlich wenig bedeutsame, aber immerhin gut 5 Millionen Einwohner zählende Großstadt Anyang in der bevölkerungsreichen Provinz Henan in einen umfassenden Lockdown mit Ausgangssperren, Geschäftsschließungen und völliger Verkehrsunterbindung geschickt. Anlass der Maßnahme war die Feststellung von zwei Ansteckungsfällen mit der Omikron-Variante und 58 weitere Fälle ohne genaue Angabe des Virustyps. Die Bewohner von Anyang müssen nun mit einer langen Durststrecke rechnen. Schließlich währt der im Dezember nach einem verhältnismäßig kleinen Delta-Covid-Ausbruch verhängte Lockdown für die westchinesische Metropole Xi’an mit ihren gut 13 Millionen Einwohnern nun bereits drei Wochen, ohne dass ein rasches Ende absehbar ist.

Tianjin als Sorgenkind

In der zu den bedeutendsten chinesischen Wirtschaftsknotenpunkten zählenden Hafenmetropole Tianjin sind seit dem Wochenende insgesamt 49 Corona-Fälle in die offizielle Statistik eingegangen. Dort will man sich zwar keinen völligen Lockdown erlauben, stemmt sich aber mit Massentestungsverfahren, der partiellen Schließung von Gaststätten, Bars und Fitnessclubs sowie Reisesperren in umliegende Städte, allen voran die etwa 120 km entfernte Kapitale Peking, gegen eine Ausbreitung in der Region.