China-Konjunktur

Chinas Einzelhandel springt unerwartet kräftig an

Chinas Konjunkturdatenkranz für Mai zeigt einen überraschenden Schub bei den Einzelhandelsumsätzen. Angesichts einiger Sonderfaktoren dürfte es sich allerdings eher um ein Strohfeuer handeln.

Chinas Einzelhandel springt unerwartet kräftig an

Chinas Einzelhandel springt kräftig an

Nachhaltige Konsumbelebung aber kaum in Sicht – Schwungverlust bei Industrieproduktion

nh Schanghai

Eine neue Runde von Konsumförderungsmaßnahmen der chinesischen Regierung scheint Wirkung zu zeigen. Im Mai kletterten die Einzelhandelsumsätze überraschend kräftig um 6,4% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ist die höchste Anstiegsrate seit Dezember 2023. Die Konsensschätzung der Analysten ließ nur ein Plus von gut 5% erwarten. Eine Mitte Mai getroffene Vereinbarung zwischen China und den USA zur deutlichen Reduzierung gegenseitig verhängter Strafzölle dürfte das Verbrauchersentiment positiv beeinflusst haben.

Output-Wachstum lässt nach

Insgesamt allerdings gilt der Handelsstreit mit den USA weiterhin als ein Hindernis für Chinas Konjunkturdynamik in diesem Jahr, der die Exportindustrie vor größere Herausforderungen stellt. Die neuen Daten des Statistikbüros für Mai zeigen denn auch einen Schwungverlust bei der Industrieproduktion. Im Mai kam der Output im verarbeitenden Gewerbe noch um 5,8% nach 6,1% im April voran. Auch bei den Anlageinvestitionen sieht man einen Tempoverlust. In den ersten fünf Monaten beträgt das Wachstum 3,7%. Stärkster Bremsfaktor sind die überwiegend privaten Investitionen im Immobiliensektor. Hier stellt sich nach fünf Monaten ein Rückgang um 10,7% zum Vorjahr ein.

Im Zuge der einstweiligen Abkühlung des Handelsstreits zeigen die Wachstumsprognosen der China-Ökonomen wieder leicht aufwärts. Im Mittel rechnen sie mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das Jahr 2025 von 4,5%. Die offizielle Wachstumszielmarke der Regierung bei 5% gilt damit weiterhin als ambitiös. Um sie zu erreichen, dürften in der zweiten Jahreshälfte verstärkte fiskalische Stimuli vonnöten sein.  

Strohfeuer beim Konsum?

Die Experten bezweifeln, dass der Schub im Einzelhandel den Beginn einer Konsumbelebung auf breiterer Front markiert. Diesmal sind die Sonderaktionen für das jährlich auf den 18. Juni fallende Onlineshopping-Festival „618“ besonders früh angelaufen. Damit dürfte sich der Impuls anders als im vergangenen Jahr bereits weitgehend in den Mai-Daten niedergeschlagen haben. Zuletzt zog der Absatz von Haushaltsgeräten um gut 50% an, während die Verkäufe von Smartphones um ein Drittel hochschnellten. Nun wird allerdings befürchtet, dass die Subventionskampagnen, mit denen in den letzten Monaten vor allem Käufe von Elektroautos und Konsumelektronikwaren stark angekurbelt worden waren, wieder an Wirkung verlieren.

Die Konsumförderprogramme gehen zudem mit heftigen Preiskämpfen einher, die insbesondere im Pkw-Markt für Wirbel sorgen und zur Deflationstendenz beitragen. Im Mai war Chinas Verbraucherpreisindex mit einem Rückgang um 0,1% zum vierten Monat in Folge im Deflationsterritorium, während sich der Rückgang der Erzeugerpreise mit zuletzt 3,3% nochmals verstärkt hat.

Wohnungspreise sinken weiter

Im Immobilienmarkt zeichnet sich noch keine signifikante Erholung ab. Seit Frühjahr hat sich der monatliche Rückgang der Neuwohnungspreise zwar reduziert, die erhoffte Wende zu einem graduellen Wiederanstieg lässt jedoch auf sich warten. Im Mai fielen die Durchschnittspreise für Neuwohnungen in den 70 größten Städten um 0,2% zum Vormonat. Die Preise für Gebrauchtimmobilien kamen unerwartet deutlich um 0,5% zurück.  

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