US-Delle locker kompensiert

Chinas Exportmaschinerie läuft auf überraschend hohen Touren

Chinas Exportdynamik zeigt sich vom Handelskonflikt mit den USA nicht sonderlich behindert. Kräftige Ausfuhren Richtung Südostasien und EU-Länder kompensieren das rückläufige US-Geschäft.

Chinas Exportmaschinerie läuft auf überraschend hohen Touren

Chinas Exportmaschinerie läuft auf überraschend hohen Touren

Kräftigeres Wachstum im Juli – US-Delle locker kompensiert  

nh Schanghai

Chinas Exportwachstum legt entgegen den Erwartungen nochmals einen Zahn zu. Die Behinderungen im von Strafzöllen belasteten US-Geschäft werden durch weiter gesteigerte Ausfuhren in südostasiatische Länder sowie den EU-Raum mehr als ausgeglichen. Im Juli kletterten die Ausfuhren des Exportweltmeisters um 7,2% gegenüber Vorjahresmonat auf ein Volumen von 321,8 Mrd. Dollar. Die Konsensschätzung der Analysten hatte einen Anstieg von gut 5% erwarten lassen.

Importe ziehen unerwartet an

Auch auf der Importseite bringen neue Daten der Pekinger Zollverwaltung vom Donnerstag eine positive Überraschung. So kletterten die Einfuhren diesmal um 4,1%, während die Experten mit Stagnation gerechnet hatten. Dies weckt Hoffnungen, dass sich die in der ersten Jahreshälfte noch lethargische chinesische Binnennachfrage von Stimulus-Aktionen der Regierung angeregt zeigt und macht auch Eindruck auf die Anleger. An der zuletzt schwächer laufenden Hongkonger Börse drehte sich der Trend nach Veröffentlichung der Handelsdaten und führte zu einem Tagesgewinn von 0,7% beim Leitindex Hang Seng.

Flottes Geschäft mit Asean und EU

Ökonomen rechnen damit, dass Chinas Exportwachstum in der zweiten Jahreshälfte sukzessive nachlassen wird. Sie begründen dies unter anderem mit nachlassenden Vorzieheffekten, nachdem Bestellungen in Erwartung von US-Zöllen zunächst beschleunigt wurden. Andererseits aber macht Chinas Exportindustrie rasche Fortschritte mit einer Schwerpunktverlagerung auf andere Märkte. Die Ausfuhren zu Asean-Staaten in Südostasien kletterten im Juli erneut um fast 17%. Beim Export in die EU sieht man weiter Aufwind mit einem Zuwachs von diesmal 9,2%, nach zuvor 7,6%. Hinzu kommt ein flotteres Geschäft mit Schwellenländern in Afrika und Lateinamerika. Damit werden Einschnitte beim US-Export, der zuletzt um knapp 22% zurückfiel, weiter abgefangen.

Trump muss Zollfrieden absegnen

Aus chinesischer Sicht gilt es nun am bislang mit den USA erzielten Kompromiss einer Reduktion von Strafzöllen auf 30% festzuhalten und keine weiteren Konflikte aufflammen zu lassen. Nach den jüngsten bilateralen Handelsgesprächen in Stockholm Ende Juli hatte die chinesische Delegation versichert, dass der Zollfriede zunächst gewahrt bleibt und ein förmlich zum 12. August auslaufendes Arrangement zumindest für weitere drei Monate verlängert wird. Allerdings hat US-Präsident Donald Trump dem noch nicht offiziell zugestimmt, sodass ein Unsicherheitsmoment verbleibt.

Indien als Warnbeispiel

Zuletzt hatte Washington eine ganze Serie von Arrangements mit verschiedenen Ländern, bei denen es für einige Handelspartner zu bösen Überraschungen in letzter Minute kam. So sieht sich etwa die Schweiz mit äußerst hohen Tarifen von 39% konfrontiert. Indien wird nun plötzlich besonders hart mit von 25% auf 50% verdoppelten Strafzöllen angegangen. Dies begründet Washington mit Indiens anhaltenden Käufen von stark verbilligtem russischen Erdöl. Das dürfte auch Peking aufhorchen lassen. Schließlich hat China seine Wirtschaftsbeziehungen zu Russlands seit dem Angriff auf die Ukraine wesentlich vertieft und ist ein besonders wichtiger Abnehmer von russischem Erdöl.