Wirtschaftsgipfel

Chinas Führung bastelt an Konjunktur­marschroute

Es ist ein Fixpunkt für Chinas Kommunisten und Ökonomen im In- und Ausland: Nächste Woche trifft sich Pekings Politelite zum jährlichen Wirtschaftsgipfel. Dann ist mit ersten Hinweisen zum Wachstumskurs zu rechnen.

Chinas Führung bastelt an Konjunktur­marschroute

nh Schanghai

Für Konjunktur-Beobachter und China-Investoren gilt es jährlich zur Dezembermitte besonders aufzupassen, wenn sich die Staats- und Parteiführung im Verbund mit zahlreichen Ministerien für den jährlichen Wirtschaftsgipfel in mehrtägige Klausur begibt. Im Laufe der kommenden Woche ist nach Abschluss der Beratungen ein förmliches Statement zu erwarten, das neben einem Haufen von Standardformulierungen Aufschluss darüber geben könnte, wo die politische Führung den Hebel ansetzt.

Tatsache ist, dass Chinas Wirtschaft im Laufe der zweiten Jahreshälfte deutlich an Schwung eingebüßt hat und nur aufgrund der statistischen Basiseffekte im Abgleich mit dem Coronajahr 2020 auf ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von etwa 8% kommen wird. Da die Regierung nur ein sehr vorsichtiges offizielles Wachstumsziel bei 6% gesetzt hatte, heißt es für 2021 längst „Mission erfüllt“. Im nächsten Jahr gilt es als äußerst unwahrscheinlich, dass China wie gewohnt auf ein BIP-Wachstum mit mindestens einer 6 vor dem Komma kommen kann. Zuletzt hatte der führende staatliche Thinktank China Academy of Social Sciences (CASS) für 2022 eine Wachstumsprognose von 5,3% aufgestellt, die sich ungefähr mit dem deckt, was China-Ökonomen bei Banken erwarten.

Allerdings gibt es einige Risiken im Zuge der von der Verschuldungskrise bei chinesischen Bauträgern angefachten Immobilienmarktschwäche und einer von Corona-Schutzmaßnahmen geschwächten Konsumkonjunktur. Hinzu kommt die Schwierigkeit, mit einer Konjunkturankurbelung durch traditionelle Infrastrukturinvestments der propagierten Umweltagenda gerecht zu werden. Auch sind wachsende Finanzstabilitätsrisiken und die Verschuldungs­lage auf Kommunalebene und bei Staatsbetrieben ein Hemmschuh für kreditfinanzierte Anschübe. Tatsächlich wird das offizielle Wachstumsziel für 2022 erst im März auf dem jährlichen Volkskongress bekannt gemacht. Vielleicht lässt die nach dem Wirtschaftsgipfel offiziell verbreitete Stimmungslage zumindest erkennen, ob sich Peking für 2022 auf eine ambitiöse Wachstumsvorgabe von mehr als 5% einlassen wird.

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