Pekings neue Exportschwerpunkte

Chinas Handelsüberschuss knackt die Billionen-Marke

Chinas Exportstärke bricht neue Rekorde. Der Handelsüberschuss in diesem Jahr passiert die Marke von 1 Billion Dollar. Wachsende Ungleichgewichte im Handel mit China rufen auch die EU auf den Plan.

Chinas Handelsüberschuss knackt die Billionen-Marke

Chinas Handelsüberschuss knackt die Billion

Rekordsaldo zeugt von Ungleichgewichten – EU erwägt Maßnahmen – Wadephul in Peking

nh Schanghai

Trotz stark rückläufiger Ausfuhren in die USA eilt Chinas globaler Handelsüberschuss auf neue Rekorde zu. Im November erreichte der Saldo 112 Mrd. Dollar, der dritthöchste jemals erzielte Monatswert. Chinas Handelsüberschuss gegenüber dem Rest der Welt schwillt für das aufgelaufene Jahr nach elf Monaten auf 1,07 Bill. Dollar an. Damit wird der Rekordsaldo vom vergangenen Jahr in Höhe von 992 Mrd. Dollar nach elf Monaten bereits deutlich übertroffen.

Export-Import-Schere

Nach einem unerwarteten Rückgang der Einfuhren im Oktober, scheint sich Chinas Exportindustrie wieder rasch erholt zu haben. Im November kletterten die Ausfuhren stärker als erwartet um 5,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Chinas schwache Binnennachfrage und schleppende Konsumkonjunktur sorgen für anhaltend niedrige Touren auf der Importseite. Auch im November kamen die Einfuhren nur mäßig um 1,7% voran. In den ersten elf Monaten schrumpften sie um 0,6% zum Vorjahr, während die Exporte um 5,4 % anzogen.

US-Delle wird kompensiert

Der mit hohen Strafzollraten einhergehende Handelskonflikt zwischen China und den USA, kompromittiert zwar das US-Geschäft chinesischer Exporteure. Es gelingt aber, dies durch wesentlich gesteigerte Ausfuhren in Richtung Asean-Staaten, EU-Block sowie den Schwellenländer in Afrika weitgehend zu kompensieren. Auch die November-Zahlen reflektieren diesen Trend. Die Exporte nach USA fielen noch stärker als im Oktober um knapp 29% zum Vorjahr zurück. Bei den Ausfuhren in afrikanische Länder und in die EU sieht man indes ungewöhnlich hohe Steigerungsraten von 27 und 15%.

Der Streit zwischen China und USA konnte im Zuge von neuen Arrangements nach einem Treffen der Präsidenten Donald Trump und Xi Jinping Ende Oktober deutlich entschärft werden. Dafür drohen nun wachsende Handelsungleichgewichte im Warenverkehr mit der EU neue Spannungen zu generieren. Nach elf Monaten erreicht Chinas Handelsüberschuss gegenüber der EU rekordhohe 267 Mrd. Dollar. Auch damit wurde der Gesamtwert für das Jahr 2024 in Höhe von 247 Mrd. Dollar übertroffen.

Warnruf von Macron

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hat im direkten Anschluss an einen Staatsbesuch in China kritische Worte gefunden. In einem Interview mit der französischen Zeitung Les Echo warnt er Peking, dass die EU in den kommenden Monaten möglicherweise gezwungen sei härtere Maßnahmen zu ergreifen, um die Ungleichgewichte anzugehen. Die sei eine Frage von Tod oder Leben für die europäische Industrie. Vergangene Woche hatte die EU-Kommission Pläne für neue Maßnahmen zur Begegnung von unfairen Handelspraktiken ventiliert. Dabei könnten verstärkt Strafzölle zum Ausgleich von Dumping-Praktiken und Subventionsvorteilen zum Zuge kommen.

Wadephul in Peking

Der deutsche Außenminister Johann Wadephul traf nach der Verschiebung eines im Oktober geplanten China-Besuchs am Montag in Peking ein. Nach einem Treffen mit Chinas Handelsminister hob Wadephul auf Engpässe bei der Gewährung von Exportlizenzen für die Lieferung von Seltenerdprodukten an deutsche Firmen ab. Es gebe positive Anzeichen, aber noch reichlich Arbeit um Lieferkettenunsicherheit abzubauen. Wadephul zufolge haben deutsche Firmen nach der von USA und China vereinbarten Lockerung der Exportbeschränkungen noch keine zusätzlichen Lieferungen erhalten.