Einkaufsmanagerindex

Chinas Industrie kommt wieder in die Hufe

Chinas Industrieaktivität hat sich mit dem Ende der weitreichenden Corona-Restriktionen im Juni wieder deutlich erholt und verzeichnen laut der jüngsten Einkaufsmanagererhebung eine Rückkehr ins Wachstumsterritorium.

Chinas Industrie kommt wieder in die Hufe

nh Schanghai

Chinas Industrieaktivität hat sich mit dem Ende der weitreichenden Corona-Restriktionen im Juni wieder deutlich erholt und verzeichnen laut der jüngsten Einkaufsmanagererhebung eine Rückkehr ins Wachstumsterritorium. Der vom Pekinger Statistikbüro verantwortete China Manufacturing Purchasing Manager Index (PMI) ist im Juni von 49,6 auf 50,2 Punkte geklettert und liegt damit erstmals seit Februar wieder über der Expansionsschwelle bei 50 Punkten, was auf eine Ausweitung der Industrieproduktion im Vergleich zum Vormonat hindeutet. Die Konsensschätzung der Analysten hatte allerdings noch einen etwas forscheren Anstieg auf 50,5 Punkte vorweggenommen.

Schub bei Dienstleistern

Als positive Überraschung gilt indes eine gewaltige Stimmungsverbesserung im Dienstleistungssektor, der von Chinas „Nulltoleranzpolitik“ zu Corona mit dem mehr als zweimonatigen harten Lockdown der Wirtschaftskapitale Schanghai und landesweiten Reiserestriktionen besonders hart getroffen ist. Hier schnellte der offizielle Einkaufsmanagerindex des Statistikbüros von 47,8 auf 54,7 Punkte in die Höhe. Bei den Analysten hatte man mit einem wesentlich geringeren Anstieg auf 50,5 Zähler gerechnet. Nun aber zeigt sich das Barometer auf dem höchsten Niveau seit Mai vergangenen Jahres.

Analysten äußern allerdings Skepsis, ob der extreme Anstieg des offiziellen Dienste-PMI bereits für eine nachhaltige Erholung im Sektor spricht. Vielmehr gehen sie davon aus, dass „Einmaleffekte“ eine Rolle spielen und insbesondere kleine und mittlere Unternehmen angesichts eines weiterhin schwachen Konsumklimas vor einer harten Bewährungsprobe stehen. Näheren Aufschluss dürften die demnächst einlaufenden PMI-Daten aus der privaten Einkaufsmanagererhebung des Wirtschaftsmagazins Caixin bringen. Während sich der Caxin China Services PMI auf private Dienstleister im engeren Sinne bezieht, geht im offiziellen Index des Statistikbüros nämlich auch das umfangreiche chinesische Baugewerbe mit ein.

Im Wohnimmobilienmarkt, der nicht nur von der allgemeinen Konjunkturerlahmung seit Jahresmitte 2021, sondern auch den massiven Liquiditäts- und Verschuldungsproblemen bei führenden Wohnimmobilienentwicklern gezeichnet ist, sieht man erste Anzeichen für eine Erholungsbewegung. Vorläufige Daten für Juni der China Real Estate Information weisen Neuwohnungsverkäufe in einem Umfang von 733 Mrd. Yuan (gut 100 Mrd. Euro) aus. Dies bedeutet im direkten Monatsvergleich eine Steigerung gegenüber Mai von 61 %. Auf Jahresbasis sind es allerdings 43 % weniger als im Juni 2021, als die Konjunkturabkühlung und die Bauträger-Krise noch nicht zum Vorschein gekommen waren. Auch die Bilanz für die erste Jahreshälfte 2022 wirkt ernüchternd. So sind Wohnungsverkäufe der 100 größten Immobilienentwickler um genau die Hälfte gegenüber der Vorjahresperiode geschrumpft.

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