Chinas Industrie schwächelt

Unternehmen senken Preise so stark wie seit drei Jahren nicht - Märkte rechnen mit Stimulierung

Chinas Industrie schwächelt

dh Frankfurt – Neue Preisdaten aus China haben Sorgen um die Wirtschaft im Reich der Mitte geschürt. Beobachter werteten insbesondere die Entwicklung bei den Erzeugerpreisen als Beleg für die Belastungen der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft durch den Zollstreit mit den USA. Die chinesische Wirtschaft hat sich zuletzt wegen des Handelskonflikts bereits abgeschwächt und Regierung sowie Notenbank versuchen gegenzusteuern. Im zweiten Quartal war die Wirtschaft mit 6,2 % so langsam gewachsen wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr.Wie das nationale Statistikamt nun gestern mitteilte, schrumpften die Erzeugerpreise im August um 0,8 % zum Vorjahresmonat. Das bedeutet die stärksten Preissenkungen seit drei Jahren. Analysten hatten einen Rückgang um 0,9 % erwartet. Im Juli waren die Erzeugerpreise noch etwas moderater um 0,3 % gesunken. Die neuen Daten seien ein Signal, dass Firmen wegen einer schwächelnden Nachfrage die Preise senken oder die Produktion zurückfahren müssten, sagten Experten. Offenbar könne sich China dem globalen Trend geringer Teuerungsraten nicht entziehen, sagte Sean Darby, Chef-Anlagestratege der Investmentbank Jefferies, zu Reuters.Nachdem die Erzeugerpreise in zwei folgenden Monaten gefallen sind und somit eine wirtschaftliche Stagnation signalisieren, werden Stimmen lauter, die Hilfen seitens der Zentralbank fordern. “Der Preisdruck in China ist allgemein schwach trotz Lebensmittelinflation und steigenden Schweinefleischpreisen. Für uns ist eine Deflation beziehungsweise eine nicht-steigende Inflation die größte Gefahr”, sagte David Qu, Economist bei Bloomberg. Experten rechnen damit, dass der Druck auf den Exportweltmeister noch steigen wird, da die USA für den 1. Oktober und den 15. Dezember weitere Strafzölle angekündigt haben.Die Verbraucherpreise legten im Augst unterdessen um 2,8 % im Jahresvergleich zu. Im Juli war ebenfalls ein Plus von 2,8 % im Jahresvergleich gemeldet worden. Analysten hatten im Schnitt bei den Verbraucherpreisen mit einem etwas geringeren Anstieg von 2,7 % gerechnet. Die chinesische Zentralbank, die People’s Bank of China, könnte mit einer Lockerung ihrer Geldpolitik reagieren. Das Finanzhaus ANZ rechnet mit einer Zinssenkung im vierten Quartal. Denn billigeres Geld kann Investitionen und Konsum anregen und es würde auch das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft wieder stärken.