Industrie und Konsum

Chinas Konjunktur nimmt etwas Fahrt auf

Zur Erleichterung der Marktteilnehmer in China belebt sich die Konjunktur wieder. Industrieproduktion und Konsum festigen sich. Derweil schwächelt der Immobilienmarkt.

Chinas Konjunktur nimmt etwas Fahrt auf

nh Shanghai

Chinas Industrieaktivität und der Konsum zeigen nach monatelangem Abwärtsdruck eine Wende zum Besseren an. Zur Erleichterung der Marktteilnehmer hat sich die seit dem Frühjahr anhaltende Wachstumsverlangsamung im verarbeitenden Gewerbe gelegt. Für Oktober ermittelt das Statistikbüro einen Anstieg der Industrieproduktion von 3,5% gegenüber Vorjahresmonat nach 3,1% im September. Die Analysten indes waren von einem weiteren Rückgang des Outputwachstums auf 2,8% ausgegangen.

Auch die Konsumenten haben die Erwartungen übertroffen. Die Einzelhandelsumsätze zogen im Oktober um 4,9% nach zuvor 4,4% im September gegenüber Vorjahr an und heben sich damit positiv von der Konsensschätzung der Analysten ab, die mit einer neuerlichen Abschwächung um 3,5% gerechnet hatten.

Die positive Wende deutet darauf hin, dass Chinas Wirtschaft besser als erwartet mit drei wesentlichen Belastungsfaktoren zurechtgekommen ist, nämlich scharf anziehenden Erzeugerpreisen, einer zeitweiligen Stromversorgungsklemme und einer neuen Welle von Corona-Ansteckungen. So hatte sich die Regierung in der zweiten Oktoberhälfte immer energischer gegen den rasanten Kohlepreisanstieg gestemmt und eine Wende am Terminmarkt für Heizkohle erzwungen, während Rückstände in der landesweiten Stromerzeugung aufgeholt wurden. Zudem hat Chinas Exportindustrie trotz latenter Lieferkettenprobleme noch immer nicht an Schwung eingebüßt und im Oktober die Ausfuhren noch einmal um 27% gegenüber Vorjahr gesteigert.

Im Einzelhandel wiederum haben neuerliche Reisebeschränkungen und lokale Lockdown-Maßnahmen das Tourismus- und Gaststättengewerbe weniger gedämpft als erwartet, während der Online-Handel für Konsumgüter zu neuem Schwung gefunden hat. Laut dem Statistikbüro wurden in den ersten zehn Monaten des Jahres rund 11 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen und die urbane Arbeitslosenrate bei 4,9% konstant gehalten, was die Konsumneigung abstützen dürfte.

Schlechtere Nachrichten kommen einmal mehr vom Immobilienmarkt. Im Oktober sind die Durchschnittspreise für Neuwohnungen offiziell um 0,25% gegenüber Vormonat gesunken. Im September hatten sich erstmals seit sechs Jahren die Neuwohnungspreise leicht abgekühlt, um 0,1%. Der noch moderate Preisrückgang geht allerdings mit einem empfindlichen Rückgang der Wohnimmobilienverkäufe einher, hier ist das Volumen um 24% gegenüber Vorjahresmonat eingeknickt.

Die Zurückhaltung der Wohnungskäufer dürfte die Probleme einer Reihe von in Liquiditätsnöte geratenen Immobilienentwicklern wie China Evergrande weiter verstärken und drosselt auch gesamtwirtschaftlich die Anlageinvestitionen. Im bislang aufgelaufenen Jahr wuchs das sogenannte Fixed Asset Investment nur noch um 6,1%, während es in den ersten neun Monaten noch bei 7,3% lag. Entsprechend gehen Experten davon aus, dass chinesische Lokalregierungen stärker im Immobilienmarkt intervenieren werden, um die Aktivität wieder anzukurbeln.