Im Datenraum Chinas Außenhandel

Chinas müder Konsum diktiert flottes Exporttempo

Chinas wachsende Handelsüberschüsse sind nicht nur einer aggressiven Industriepolitik geschuldet. Eine Studie der europäischen Zentralbank zeigt, dass Chinas schwache Binnennachfrage nicht nur Importe drückt, sondern indirekt auch Exporte kräftig anschiebt.

Chinas müder Konsum diktiert flottes Exporttempo

Chinas Außenhandel

Chinas müder Konsum diktiert flottes Exporttempo

nh Schanghai

Trotz aller Handelskonflikte läuft Chinas Exportindustrie auf besonders hohen Touren. Die Importe aber stagnieren im Zuge einer geschwächten Binnenkonjunktur. Bereits gewaltige Handelsüberschüsse ziehen damit noch stärker an, gerade auch gegenüber EU-Ländern. Das Ungleichgewicht zeitigt dort unangenehme Konsequenzen: wachsender Wettbewerbsdruck durch chinesische Exportschwemme in zahlreichen Branchen. Im Gegenzug schwächere chinesische Nachfrage nach westlichen Exportartikeln. Und verschärfte Konkurrenz auf Drittmärkten, in denen Chinas Exporteure mit Niedrigpreisen auftrumpfen.

EZB-Studie

Chinas verstärkter Export-Elan hat viel mit industriepolitischer Förderung und Subventionen zu tun. Hinzu kommen geopolitische motivierte Autarkiebestrebungen. Vor allem im High-Tech-Bereich wird ausländischer Wareninput verringert, was Importe schmälert. Ökonomen der Europäischen Zentralbank (EZB) machen nun auf einen Punkt aufmerksam, der meist weniger Beachtung findet, nämlich dass Chinas postpandemische Nachfrageschwäche für sich genommen die Exportdynamik zusätzlich antreibt.

Wachsende Schere seit Pandemie

Die Trendlinien für Export und Import lagen bis zur Pandemie fast gleichauf, driften nun aber zusehends auseinander. Eine schwache Binnennachfrage bremst zwangsläufig Importe. Das betrifft vor allem Konsumgüter, und lässt Einfuhren aus USA und EU stark abbröckeln. In Branchen, die unter gedrosseltem Inlandsabsatz leiden, schießt die Exporttätigkeit überproportional in die Höhe. Chinas Industrie kompensiert also konjunkturelle Rückschläge an heimischer Front mit der Ankurbelung von verbilligten Exporten. Je schwächer die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft läuft, desto mehr werden die Handelspartner in die Enge getrieben.