Überraschend deutlich

Chinas Verbraucherpreise sinken wieder

Chinas Konsumpreisindex gleitet im August stärker als erwartet ab. Immerhin aber festigt sich die Kerninflationsrate. Auch verringert sich die Deflation bei den Erzeugerpreisen.

Chinas Verbraucherpreise sinken wieder

Chinas Verbraucherpreise sinken wieder

Pekings Konsumsubventionen färben jedoch positiv auf Kerninflation und Erzeugerpreise ab

nh Schanghai

Chinas Konsumpreise sind im August erneut ins Minusterritorium abgerutscht und verstärken Sorgen um eine anhaltende Deflationsphase, die Chinas Wachstumskräfte bremst. Neue Daten vom Mittwoch weisen einen Rückgang des Konsumpreisindex im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,4% aus. Die Abwärtsbewegung kommt nicht unerwartet, die Analystenschätzung ließ aber ein geringeres Minus von 0,2% erwarten.

Lebensmittelpreise sacken ab

In der ersten Jahreshälfte waren die Verbraucherpreise um 0,1% gegenüber der Vorjahresperiode zurückgekommen. Im Juni sah man dann erstmals wieder einen geringfügigen Anstieg um 0,1%, doch hat sich der positive Trend mit einem Rückfall auf die Nulllinie im Juli nicht verfestigen können. Der jüngste Abstieg geht in erster Linie auf volatile Lebensmittelpreise zurück. Diese sanken im August kräftiger als von Ökonomen erwartet um 4,3%. Die mit hohem Gewicht in den Warenkorb zur Inflationsberechnung eingehenden Schweinefleischpreise rutschten im August gar um 16% ab.

Kampf gegen Involution

Immerhin aber sieht man Preisanstiege bei einer Reihe von Haushaltsgütern, die unter Chinas Konsumanregungskampagne fallen und mit Verbrauchersubventionen (Involution) unterlegt sind. Gleichzeitig zeigen einige Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung von überzogenen Preiswettkämpfen in einigen Sektoren wie der E-Auto-Industrie erste Wirkung. Dies trug zu einer weiteren Festigung der Kerninflationsrate bei. Diese um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Teuerungsrate schiebt sich mit 0,9% im August auf das höchste Niveau seit Jahresmitte 2024.

Erzeugerpreisdeflation gelindert

Passend dazu gibt es etwas Entlastung auf Ebene der Erzeugerpreise, die in Verbindung mit Anti-Involutionsmaßnahmen in von Überkapazität geprägten Branchen stehen dürfte. In Bereichen wie Bergbau, Stahl und Metallverarbeitung werden erstmals seit Herbst wieder geringfügige Preiserhöhungen registriert. Der seit Oktober 2022 laufend im Deflationsterritorium steckende Produktionspreisindex fiel im August noch um 2,9%, nach zuvor 3,6%. Nun wachsen die Hoffnungen auf eine weiterführende Trendverbesserung.

China-Ökonomen bei Morgan Stanley sprechen von einem „Realitätscheck“ bezüglich der Deflationsprobleme. Es gebe Fortschritte im Zuge von regierungsseitigen Wettbewerbs- und Stimulierungsmaßnahmen. Außerhalb der Beeinflussungssphäre Pekings aber sei das Preisklima weiter mau, mit wenig Aussicht auf Besserung in den kommenden Monaten.