Konjunktur

Chinas Wachstumstempo lässt deutlich nach

Die chinesische Wirtschaft bremst im dritten Quartal weiter ab, doch hält sich das Wachstum mit zuletzt 4,8% noch im erwarteten Rahmen. Trotz handelspolitischer Spannungen bleibt die Exportindustrie gut in Schwung. Da das Wachstumsziel für 2025 erreicht werden dürfte, sind vorerst keine größeren Stimuli zu erwarten.  

Chinas Wachstumstempo lässt deutlich nach

Chinas Wachstumstempo lässt nach

BIP steigt um 4,8 Prozent im dritten Quartal – Wachstumsziel aber nicht in Gefahr – Anlageinvestitionen auf Schrumpfkurs

Die chinesische Wirtschaft bremst im dritten Quartal weiter ab, doch hält sich das Wachstum mit zuletzt 4,8% noch im erwarteten Rahmen. Trotz handelspolitischer Spannungen bleibt die Exportindustrie gut in Schwung. Da das Wachstumsziel für 2025 erreicht werden dürfte, sind vorerst keine größeren Stimuli zu erwarten.  

nh Schanghai

Chinas anhaltend schwache Binnennachfrage sorgt in Verbindung mit stark gedrosselten Anlageinvestitionen für eine deutliche Wachstumsabkühlung im dritten Quartal. Das Bruttoinlandsprodukt der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft wuchs zuletzt um 4,8% nach 5,2% im vorangegangenen Quartal. Dies liegt allerdings im Rahmen der Erwartungen. Die Analysten waren von einem Wachstum zwischen 4,6 und 4,8% für die Periode ausgegangen.

Handelskonflikt abgefedert

Trotz des intensiven Handelskonflikts mit den USA erweist sich Chinas Exportindustrie auch in diesem Jahr als konjunktureller Glanzpunkt. Die Bremseffekte im von hohen Strafzöllen belasteten Warenverkehr mit den USA konnten durch stark angeregte Ausfuhren Richtung Südostasien und andere Schwellenländerregionen, aber auch dem EU-Raum, weitgehend kompensiert werden. Als problematisch erweist sich jedoch eine schwache Binnennachfrage und weiterhin lethargische Konsumkonjunktur.

Müde Konsumkonjunktur

Im Frühjahr lancierte Konsumanregungsmaßnahmen auf Basis von Verbrauchersubventionen und Umtauschprogrammen für höherwertige Haushaltsgüter haben den Einzelhandel zwar zeitweilig angeschoben, erzielen jedoch keine nachhaltige Belebung im Dienstleistungssektor oder wesentliche Stärkung des Verbrauchersentiments. Zuletzt im September kamen die Einzelhandelsumsätze nur noch um 3% gegenüber Vorjahresmonat voran. Demgegenüber sieht man eine unerwartete Kräftigung der Industrieproduktion. Nach einer Schwächephase über die Sommermonate hinweg kam es im September zu einem positiven Schub mit einem Zuwachs um 6,5%.

Wenig Stimulierungsdruck

Nach einem starken Auftakt mit 5,4% Wachstum im ersten Quartal bringt die seit Jahresmitte einsetzende konjunkturelle Abschwächung in China zunächst keinen offensichtlichen Stimulierungsdruck mit sich. Mit einem BIP-Wachstum von 5,2% nach neun Monaten dürfte das auf 5% fixierte offizielle Jahreswachstumsziel der Regierung auch im Falle einer weiteren Entschleunigung in den kommenden Monaten nicht in Gefahr sein. Entsprechend rechnen die Experten auch nicht mehr mit wuchtigen fiskalischen Stimuli oder monetären Lockerungsmaßnahmen im laufenden Jahr.

Sachinvestitionen schwächeln

Handlungsbedarf gibt es allerdings bei der Anregung von Anlageinvestitionen, nachdem die Investitionstätigkeit sowohl auf privater Ebene wie im öffentlichen Sektor ungewöhnlich stark nachgelassen hat. Der am Montag vom Pekinger Statistikbüro veröffentlichte Datenkranz weist für den Zeitraum von Januar bis September einen Rückgang der Sachinvestitionen um 0,5% gegenüber der Vorjahresperiode aus. Eine Schrumpfung beim sogenannten Fixed Asset Investment hatte es bislang nur in konjunkturellen Ausnahmephasen wie der Pandemie gegeben. Aller Voraussicht nach wird es im vierten Quartal zu einem kräftigeren Schub bei öffentlichen Infrastrukturprojekten kommen.

Anhaltende Deflation

Chinas Lokalregierungen waren in den letzten Monaten von Peking zu Zurückhaltung aufgefordert worden. Dies liegt nicht nur an der strapazierten Verschuldungslage von Gebietskörperschaften, sondern auch den Ambitionen der Regierung, Überkapazitätsprobleme in einer Reihe von Industriebranchen offensiver anzugehen. Im Juli hatte die Regierung eine entsprechende Kampagne lanciert, mit der auf Überproduktion und exzessiven Wettbewerb in von besonders heftigen Preiskämpfen geprägten Branchen wie der Automobilindustrie eingewirkt werden soll. Davon verspricht man sich unter anderem eine Linderung der Deflationsproblematik mit seit über zwei Jahren ununterbrochen rückläufigen Erzeugerpreisen und einem Konsumpreisindex, der nahe um die Nulllinie schwankt.

Die seit mittlerweile zehn Quartalen schleichende Deflation in China sorgt für ein ungewöhnlich niedriges Wachstum des nominalen, also preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts. Im dritten Quartal sah man bei dieser Größe nur noch einen Zuwachs um 3,7%, der niedrigste Ausweis außerhalb der Pandemiezeit.