Chinas Wirtschaft droht deutliche Abkühlung
Chinas Wirtschaft droht deutliche Abkühlung
Juli-Daten bringen böse Überraschung – Konsum und Investitionen bröckeln ab
nh Schanghai
Chinas Wirtschaftsleistungsdaten für Juli fallen durch die Bank schlechter aus als erwartet und signalisieren eine relativ abrupte Wachstumsabschwächung zum Start in die zweite Jahreshälfte. Eine schleppende Binnennachfrage und die verstärkte Deflation von Erzeugerpreisen dämpfen das Momentum im verarbeitenden Gewerbe. Gleichzeitig scheinen Pekings Konsumanregungsmaßnahmen an Wirkung zu verlieren. Belastungen aus dem Handelskonflikt mit den USA dürften in den kommenden Monaten stärker zum Tragen kommen und die noch intakte Exportdynamik eintrüben.
Dämpfer bei der Industrieproduktion
Die neuen monatlichen Leistungsdaten für Produktion, Konsum und Sachinvestitionen vom Freitag sorgen für Ernüchterung. Das Wachstum der Industrieproduktion ermäßigt sich von 6,8% im Juni auf 5,7%. Das bedeutet den schwächsten Ausweis seit November. Die Analysten hatten zwar mit einer Entschleunigung gerechnet, aber noch ein Wachstum zum Vorjahresmonat nahe bei 6% auf dem Zettel.

Konsum hinkt wieder zurück
Als böse Überraschung stellt sich die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze als wichtigster Konsumindikator dar. Hier ist das Wachstum von 4,8% im Juni kommend auf 3,7% verkümmert, der bislang niedrigste Monatswert in diesem Jahr. Die Konsensschätzung lag indes nur bei einer leichten Abschwächung. Chinas Verbrauchersubventionen für E-Autos, Konsumelektronik und Haushaltsgeräte haben den Einzelhandel seit Frühjahr zwar deutlich angeschoben, drohen im weiteren Verlauf des Jahres jedoch zunehmend an Wirkung zu verlieren. Der Pkw-Markt erlitt im Juli einen Dämpfer. Eine von der Parteiführung ausgerufene Sparkampagne im Behördenapparat bremst das Hotel- und Restaurantgewerbe.
Investitionen bröckeln ab
Alarmierend wirkt die prononcierte Abschwächung bei den Anlageinvestitionen. Im Zeitraum Januar bis Juli landet man bei einem für chinesische Verhältnisse sehr geringem Wachstum von 1,6%. Für die erste Jahreshälfte stand noch ein Plus von 2,8% zu Buche. Eine Erklärung für die ruckartige Investitionsbremse bietet die neue Regierungskampagne zur Eindämmung von „ruinösem Wettbewerb“ und aggressiven Preiskämpfen. Peking will energischer auf Deflationsgefahren einwirken und lässt Investitionen in überkapazitätsverdächtigen Branchen zurückfahren. Nun kann es allerdings sein, dass die Kampagne neu überdacht und eingeschränkt werden muss, um Chinas Wachstumsziel für 2025 nicht zu gefährden.