OECD-Beschäftigungsausblick

Corona als Chance für die Arbeitswelt

Trotz tiefer Spuren in den Arbeitsmärkten bleibt die OECD in ihrem aktuellen Beschäftigungsausblick optimistisch. Die Krise sei eine Chance, die Arbeitswelt flexibler und resilienter zu gestalten.

Corona als Chance für die Arbeitswelt

ast Frankfurt

Die Coronakrise sei eine nie dagewesene Chance, um eine bessere Arbeitswelt zu schaffen. So steht es über dem Beschäftigungsausblick für 2021, den die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Mittwoch vorgestellt hat. Der Blick zurück auf das Pandemiejahr hingegen offenbart zahlreiche Baustellen. Nach weitreichenden Einschränkungen im zweiten Quartal lernten die Menschen mit dem Virus zu leben. „Verhaltensweisen wurden angepasst und die Beschränkungen wurden lockerer und zielgenauer“, schreiben die OECD-Ökonomen in ihrer Studie.

In den Industriestaaten sind im vergangenen Jahr 22 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen – weltweit waren es schätzungsweise 114 Millionen. Die Branchenunterschiede sind enorm. Die variierende Ansteckungsgefahr am Arbeitsplatz etwa führte dazu, dass einige stärker von Entlassungen und verringerten Arbeitszeiten – etwa durch Kurzarbeit – betroffen waren als andere. Junge und gering qualifizierte Arbeitnehmer litten darunter am meisten. 3 Millionen junge Menschen mehr als vor der Krise hatten am Ende des Jahres weder einen Job noch einen Ausbildungsplatz. Während Besserverdiener ihre Arbeitszeit selbst im schwierigen zweiten Quartal um durchschnittlich 10% reduzieren mussten, stand bei Geringverdienern ein Minus von fast 30% zu Buche (siehe Grafik). Die OECD-Ökonomen erklären das mit der Möglichkeit, von zuhause zu arbeiten. Wer einen Hochschulabschluss hat, konnte häufiger im Homeoffice arbeiten, während Arbeitnehmer ohne Schulabschluss meist an ihren üblichen Arbeitsplatz fahren mussten oder aufhörten zu arbeiten.

Erholung braucht Zeit

Bislang haben die Arbeitsmärkte in den entwickelten Ländern nur etwa die Hälfte des Bodens gutgemacht, den sie durch die Pandemie verloren hatten. Bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht ist, kann es Jahre dauern. Am längsten wird der OECD zufolge Israel brauchen, wo die Arbeitslosenquote erst Anfang 2025 wieder auf dem Niveau von Ende 2019 sein wird. Die Eurozone insgesamt wird wohl im Herbst 2022 wieder auf dem ursprünglichen Niveau sein, Deutschland bereits ein Jahr früher.

Durch die Coronakrise habe sich jedoch auch vieles zum Positiven verändert. Kurzarbeitsprogramme etwa hätten den Anstieg der Arbeitslosigkeit spürbar gedeckelt und bislang keinen negativen Effekt auf die Beschäftigungsschaffung gezeigt. Zudem hätten zwei Drittel der OECD-Länder das Budget ihrer Arbeitsämter aufgestockt, um dem  Anstieg der Arbeitslosenzahl gewachsen zu sein. Online-Angebote wurden rasch ausgeweitet, um die Jobsuche unter Corona-Bestimmungen zu erleichtern. Nachholbedarf gibt es hingegen noch bei Schulungsprogrammen und Anreizen für entlassene Arbeitskräfte und gefährdete Gruppen wie Jugendliche, Frauen und Geringqualifizierte. Die Coronakrise eröffne die Chance, die Arbeitsmärkte langfristig widerstandsfähiger und inklusiver zu gestalten, so die Ökonomen.

Wertberichtigt Seite 6