Corona-Pandemie verschärft soziale Ungleichheit
Reuters Berlin
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die soziale Ungleichheit in Deutschland verschärft. Das geht aus dem Datenreport 2021 hervor, den Fachleute aus amtlicher Statistik und Sozialforschung zusammengestellt haben. Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 waren demnach die untersten Einkommensgruppen häufiger von Freistellungen und Arbeitslosigkeit betroffen. Zugleich zeigt der mehr als 500 Seiten starke Bericht: Wer in Deutschland einmal unter die Armutsgrenze rutscht, bleibt immer öfter länger arm. So beträgt der Anteil dauerhaft von Armut bedrohter Bürger an allen in prekären sozialen Verhältnissen lebenden Menschen 44% – und ist damit mehr als doppelt so hoch wie noch 1998.
Die vorgestellten Zahlen zu den sich verfestigenden Armutsrisiken seien bedrückend, sagte der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger. Die ab Frühjahr 2020 über Deutschland hinweggerollte erste Coronawelle habe die Gesellschaft zudem „ungleicher“ gemacht. Die Pandemie habe sich mit Blick auf die Sozialstruktur nicht wie anfänglich erwartet als „großer Gleichmacher“ erwiesen, sondern eher als „starkes Vergrößerungsglas“ – und dies auch perspektivisch.
Wie in einem Sonderkapitel des Sozialreports aufgezeigt wird, waren in der ersten Pandemiephase zwar höhere Einkommensgruppen häufiger von Einkommenseinbußen betroffen. Die finanziellen Folgen seien für die Bezieher von Niedrigeinkommen allerdings härter ausgefallen, so Philip Wotschack vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Rund jeder Fünfte in dieser Gruppe gab an, von finanziellen Schwierigkeiten und Risiken betroffen zu sein, oder ging davon aus, dass dies in den kommenden zwölf Monaten so sein würde.