Euro-Konjunktur

Corona-Sorgen dämpfen Geschäftsklima

Steigende Infektionszahlen belasten im November das Wirtschaftsvertrauen im Euroraum. Die Umfrage der EU-Kommission zeugt zwar von gestiegenen Beschäftigungsplänen, aber auch vom anhaltenden Inflationsdruck und wachsender Unsicherheit.

Corona-Sorgen dämpfen Geschäftsklima

ba Frankfurt

Das Geschäftsklima im Euroraum hat sich zur Mitte des vierten Quartals wieder etwas eingetrübt. Das Ergebnis der monatlichen Umfrage der EU-Kommission ergab zudem, dass die Unternehmen mehr Personal einstellen wollen – allerdings zeugt sie angesichts neuer Allzeithochs der Preiserwartungen in sämtlichen Wirtschaftsbereichen zudem von einem anhaltend hohen Inflationsdruck ebenso wie von einer gestiegenen Unsicherheit. Neben den Lieferengpässen und der Materialknappheit zeigen sich der EU-Kommission zufolge hier die Sorgen wegen des steilen Anstiegs der Coronainfektionen in einer Reihe von Ländern. Das Schreckgespenst erneuter Lockdowns habe die Umfrageergebnisse – insbesondere der Verbraucher – beeinflusst, hieß es.

Der Economic Sentiment Indicator (ESI) sank im November um 1,1 auf 117,5 Punkte. Ökonomen hatten den Rücksetzer nach zwei unerwarteten Anstiegen in Folge erwartet – auch in etwa dieser Größenordnung. Der Indikator, der seit 1985 die Stimmung der Unternehmen und privaten Haushalte abbildet, liegt aber weiter in der Nähe des im Juli markierten Allzeithochs von 119,0 Punkten. Die Entwicklung verlief im November uneinheitlich: Bei den Dienstleistern und am Bau verbesserte sich die Stimmung leicht, während das Klima im Handel deutlich zulegte. Das Verbrauchervertrauen hingegen gab merklich nach. Das Industrievertrauen hält sich auf hohem Niveau: Trotz des Rückgangs um 0,1 auf 14,1 Punkte liegt das im Juli erreichte Allzeithoch von 14,5 Zählern weiterhin in Reichweite.

Diese Einschätzungen, so mahnt Deka-Ökonom Christian Melzer allerdings, stünden unter dem Vorbehalt der aktuellen Corona-Entwicklung. „Hier deuten sich im kurzfristigen Ausblick sicherlich Verschlechterungen für den Dezember an“, sagte Melzer. Dies lässt sich auch aus dem ebenfalls von der EU-Kommission erhobenen Indikator für das Unsicherheitsniveau herauslesen, dem Economic Uncertainty Indicator (EUI). Dieser kletterte um 1,6 auf 15,8 Punkte. Der Anstieg war bereits basiert – in sämtlichen Wirtschaftsbereichen, aber auch bei den Verbrauchern stieg die Unsicherheit.

Für eine gewisse Zuversicht sprechen zwei weitere Ergebnisse der Kommissionsumfrage: So ist der Indikator der Beschäftigungserwartungen, der Employment Expectations Indicator (EEI), um 1,7 auf 117,5 Punkte gestiegen – höher lag er zuletzt im Januar 2018. Unternehmen aus den Bereichen Dienstleistungen, Einzelhandel und Baugewerbe wollen mehr Personal einstellen, die Beschäftigungspläne der Industrie stabilisierten sich. Gemäß der halbjährlichen Frage nach den Investitionsplänen zeigte sich das verarbeitende Gewerbe ebenfalls zuversichtlicher: Wollten in der Erhebung von März/April noch saldiert 16% der Befragten 2021 mehr investieren als im Vorjahr, sind es nun 18%. Zudem planen per saldo 26% der Befragten 2022 höhere Investitionen als im laufenden Jahr. In der erstmals unter Dienstleistern durchgeführten Befragung ergab sich laut EU-Kommission dabei ein ähnliches Bild.

Unter den fünf größten Euro-Volkswirtschaften gab die Stimmung in Spanien (–2,6 Punkte) und in den Niederlanden nach, das seit dem 13. November im Teil-Lockdown ist (–2,1), aber auch in Deutschland (–1,7). In Frankreich (3,0) und Italien (0,9) legte der ESI zu.

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