Konjunkturumfrage

Dämpfer für die deutsche Wirtschaft

Umfragen zeichnen ein eher tristes Bild der deutschen Wirtschaft zum Jahresende hin: Das Wachstum verliert an Tempo, die Insolvenzgefahr steigt.

Dämpfer für die deutsche Wirtschaft

Dämpfer für die
deutsche Wirtschaft

Einkaufsmanagerindex sinkt – Insolvenzgefahr steigt

ba Frankfurt

Für die deutsche Wirtschaft sieht es zur Mitte des Schlussabschnitts nicht eben rosig aus. Die gerade erst anlaufende Erholung verliert an Fahrt und es sehen sich wieder mehr Unternehmen akut existenzbedroht. Neben den gestiegenen Kosten ist vor allem der anhaltende Auftragsmangel ein Problem. Und die Exportaussichten sind wegen des stärkeren Euro, der höheren US-Importzölle und der Konkurrenz Chinas auf den Weltmärkten trübe. Positive Effekte des Fiskalpakets der Bundesregierung dürften erst im kommenden Jahr sichtbar werden, und drohen zum Strohfeuer zu werden, nachdem die Bundesregierung den Unternehmen flankierende Reformen bislang schuldig bleibt. So erodiert die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Firmen immer weiter. Und während der Einkaufsmanagerindex für November ein bestenfalls marginales Wirtschaftswachstum im vierten Quartal andeutet, rechnet die Bundesbank mit einer leichten Erhöhung nach der Stagnation erst im Sommer.

Im Oktober bangten laut Ifo 8,1% der Unternehmen um ihre Zukunft. Im Vorjahr waren es noch 7,3%. Zum Vergleich: Als das Ifo-Institut im Juni 2020, also während der Coronapandemie, diese Frage zum ersten Mal stellte, antworteten 22% der Befragten entsprechend – das war zugleich das Rekordhoch. Als größte Gefahr für die Existenz gilt branchenübergreifend der Auftragsmangel, der die Umsätze schmälert und zu erheblichen Liquiditätsengpässen führt. Gestiegene Betriebs- und Personalkosten sowie bürokratische Anforderungen erhöhen zudem den Druck.

Insolvenzgefahr erhöht

„Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen dürfte damit auch in den kommenden Monaten auf einem hohen Niveau bleiben“, sagt Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. Vor allem im Einzelhandel steigt die Insolvenzgefahr: 15% berichten von tiefgreifenden wirtschaftlichen Problemen, im Vorjahr waren es 13,8%. Bei den Dienstleistern sieht es ähnlich aus, hier ging es binnen Jahresfrist von 5,8% auf 7,6% nach oben. Entspannung gab es hingegen im Bauhauptgewerbe, wo sich der Anteil betroffener Unternehmen von 7,9% auf 6,3% abschwächte. In der Industrie, die, ebenso wie die Baubranche auf die öffentlichen Mittel der Bundesregierung für Rüstung und Infrastruktur setzt, ging es von 8,6% auf 8,1% nach unten.

Industrie wird schwächer

Dass die Industrie wegen ihrer schlechter werdenden Wettbewerbsposition nur eingeschränkt von der wachsenden Weltwirtschaft profitiert, wie die Bundesbank im Monatsbericht November betont hatte, zeigt sich auch in den vorläufigen Ergebnissen der von S&P Global erhobenen Einkaufsmanagerumfrage. Denn im November ist der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie unerwartet um 1,2 auf 48,8 Punkte gefallen. Ökonomen hatten hingegen ein Plus auf 49,8 Zähler prognostiziert, nachdem sich der Index zuvor der neutralen 50er Marke schrittweise angenähert hatte – Werte darunter signalisieren ein Schrumpfen des Sektors.

„Zwar wurde etwas mehr als im Vormonat produziert, aber die Auftragseingänge sind nach einer Stabilisierung im Oktober stärker zurückgegangen“, kommentierte dies Cyrus de la Rubia, Chefökonom des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank. „Immerhin gibt es noch Wachstum im Dienstleistungssektor.“ Die Hoffnung, dass die Konjunktur hier an Fahrt gewinne, habe sich aber mit dem deutlichen Rückgang des Index um 1,9 auf 52,7 Zähler in Luft aufgelöst. Hier lag die Markterwartung im Mittel bei 54,0 Punkten. Der Industrie und Dienstleister zusammenfassende PMI Composite fiel von 53,9 auf 52,1 Punkte. Ein ähnliches Bild dürfte am Montag das Ifo-Geschäftsklima zeigen: Erwartet wird ein minimales Plus.

Südländer laufen besser

In Frankreich hingegen stabilisierte sich laut S&P die konjunkturelle Lage dank des neuerlichen Aufschwungs im Dienstleistungssektor nahezu. Der PMI Composite kletterte um 2,2 auf 49,9 Punkte. „Spitzenreiter waren allerdings die übrigen von der Umfrage erfassten Länder“, hieß es weiter. Der PMI Composite für den Euroraum hielt mit 52,4 annähernd das Niveau des Vormonats von 52,5 Zählern. Lichtblick war der Dienstleistungssektor, wohingegen die Industrie erneut bremste. Die Umfrage der EU-Kommission, die am Donnerstag veröffentlicht werden soll, dürfte dieses Ergebnis bestätigen.