Das Jobwunder braucht 7,2 Prozent Wachstum

Chinas Premier setzt neue Orientierungsmarke

Das Jobwunder braucht 7,2 Prozent Wachstum

nh Schanghai – Kurz vor einem großen Parteikongress vom 9. bis 12. November zur Festlegung wirtschafts- und reformpolitischer Leitlinien lässt die chinesische Regierung neue Orientierungsmarken für ein vertretbares Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte durchsickern. Wie aus einem jetzt öffentlich gemachten Redebeitrag von Premierminister Li Keqiang hervorgeht, rechnet die Regierung damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) jährlich um mindestens 7,2 % expandieren müsste, um die Beschäftigungssituation stabil zu halten.Chinas Wirtschaft sei nach mittlerweile zweieinhalb Jahre währender Abkühlung in eine neue Phase mit mittlerer bis hoher Wachstumsgeschwindigkeit von um die 7,5 % getreten, erklärte Li in einer Ansprache vor dem chinesischen Gewerkschaftsverband. In den vergangenen Monaten hatte Li deutlich gemacht, dass Peking in Zukunft auf forcierte Stimulierungsprogramme zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums verzichten wird. Gleichzeitig aber wurde eine vertretbare Untergrenze für das Wachstum in den kommenden Jahren bei 7 % abgesteckt. Beschäftigung hat VorrangLi zufolge würde ein BIP-Wachstum von 7,2 % mit einer jährlichen Schaffung von etwa 10 Millionen neuen Arbeitsplätzen verbunden sein. Dies sei auch das erforderliche Tempo, um sicherzustellen, dass die von China ausgewiesene Arbeitslosenquote für urbane Gebiete auf dem gegenwärtigen Niveau von 4 % gehalten werde. Jeder Prozentpunkt an Wachstum sei mit der Schaffung von 1,3 Millionen bis 1,5 Millionen Arbeitsplätzen verbunden. Damit unterstreicht der Premier, dass die Regierung unabhängig von ihren Plänen zu einer Verlagerung der Wachstumstreiber von investiven auf konsumtive Kräfte die Beschäftigungssituation weiterhin in das Zentrum ihrer konjunkturpolitischen Erwägungen stellt. Ein bisschen mehr SchwungFür das laufende Jahr hält der Premier weiterhin an der im Sommer präzisierten Marke von 7,5 % Wachstum fest. Nach einem leichten Aufschwung im dritten Quartal, der die zur Jahresmitte auf 7,5 % gesunkene Wachstumsrate wieder auf 7,8 % hievte, gilt es als praktisch gesichert, dass die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr über 7,5 % Wachstum liegen wird. Damit dürfte es im Höchstfall eine geringfügige weitere Drosselung geben, nachdem das BIP-Wachstum im Jahr 2012 mit 7,7 % auf den niedrigsten Stand seit 19 Jahren zurückgefallen war.Die seit Monatsbeginn eingelaufenen Daten zur Wirtschaftsaktivität im Oktober deuten darauf hin, dass die Wirtschaft zu Beginn des Schlussquartals den Schwung gehalten haben dürfte. Jüngste Einkaufsmanagerindizes zeigen sowohl im Dienstleistungssektor als auch in der Industrie nach oben.Der am Dienstag veröffentlichte Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC für den Service-Sektor stieg für Oktober von 52,4 auf 52,6 Punkte, zuvor hatte der offizielle Index des Statistikbüros mit 55,4 nach 56,3 Punkten noch kräftiger nach oben ausgeschlagen. Oberhalb der Schwelle von 50 Punkten zeigen Einkaufsmanagerindizes Wachstum an. Bereits vergangene Woche verbreitete Indizes für die Industrie hatten ebenfalls Expansionssignale gesetzt.